Einführung in ArchiMate® 3

ArchiMate® ist eine visuelle Modellierungssprache zur Beschreibung von Enterprise Architekturen

Sie beinhaltet Elemente aus folgende Bereichen einer Enterprise Architektur:

  • Strategische Planung und Motivation
    Resource, Capability, Stakeholder, Driver, Goal, Requirement, etc
  • Business, Application, Data und Technology Architecture
    Actor,Process, Contract, Application Component, Interface, Data, Event, Device, Service, System Software, Network, etc
  • Physical Architecture (Industrie 4.0), Implementation & Migration und Composition
    Material, Equipment, Facility, Work Package, Deliverable, Gap, Location, Product, Grouping, etc

Des weiteren gibt es Beziehungen (Relationships), welche die Elemente in Kontext setzen:

  • Structural Relationships
    Composition (Teil von), Aggregation (Lose Sammlung), Assignment (Zuordnung), Realization (Verwirklicht)
  • Dependency Relationships
    Serving (Dienen), Access (Zugriff), Influence (Einfluss)
  • Dynamic Relationships
    Triggering (Auslösen), Flow (Fluss)
  • Other Relationships
    Specialization, Junction (Knotenpunkt für und/oder), Association (Verbindung)

Die meisten Elemente haben Icons und unterscheiden sich zusätzlich in Form und Farbe. Die Beziehungen unterscheiden sich in der Form der Linen und deren Enden. Hier ein kleines Beispiel:

Erläuterungen:

  • Der Business Actor „Kunde“ betreibt den Business Prozeß „Konfiguration“. Dieser Prozeß realisiert die Anforderung, dass der Kunde eigene Bilder hochladen kann.
  • Der Business Prozess wird durch einen über http angebundenen Application Service bedient. Realisiert wird der Service durch einen Web Server, welcher auf einem Virtual Server in der Cloud läuft.
  • Der Shirt Konfigurator schreibt die Layout-Daten, welche von einem Shirt-Printer im Copy Shop gelesen werden. Die Daten laufen über das Internet an dem sowohl der virtuelle Server als auch der Copy-Shop angebunden sind.
  • Der Shirt Printer arbeitet mit dem Material „Shirt“ und druckt das empfange Layout darauf. Dies realisiert die Business-Fähigkeit „Individuelle Massenfertigung“. Eine wichtige Fähigkeit der Industrie 4.0 (digitalisierte Fertigung).

Die Beziehung in den verschachtelten Elementen sieht man nicht, obwohl sie modelliert ist. Die verborgenen Beziehungen sind:

  • Die Cloud (Location) ist eine lose Sammlung von Devices
  • Der Web Server ist lose Sammlung von System Software
  • Der Shirt Printer (Equipment) ist ein Teil des Copy Shops (Facility)

Im Beispiel wurden schon viele Bausteine von ArchiMate® 3 eingesetzt, aber bei weitem nicht alle. Generell sind bei nicht trivialen Modellen mehrere Views notwendig. In weiteren Views könnte man zum Beispiel auf die Funktionen des Konfikurator eingehen, die Business Actors und Rollen für den Copy Shop beschreiben, einen Support mit eMail, Chat und Telefon Interface hinzufügen und vieles mehr. Sogar die Entwicklung und Lieferung der Lösung ließe sich beschreiben. Im Beispiel fehlen auch eine CRM (Customer Relationship Management) und Bezahl-Komponente, Versand/Retoure und Lager/Lieferung. Von den buchhalterischen/steuerlichen Aufgaben und Auflagen ganz zu schweigen.

Dies macht klar, daß nicht alles in ein einziges Diagramm passt, welches man dann auch noch leicht verstehen könnte. Muss man auch nicht! Alle Elemente und Beziehungen werden als Daten-Tupel in einem Modell gespeichert. Mit diesen Daten lassen sich nicht nur weitere Diagramme zeichnen, sonder auch Listen und Tabellen erzeugen. Beliebt sind Tabellen die zeigen, welche Komponente auf welche Daten-Entität in welcher Form (CRUD) zugreift oder eine Zuordnung von System Software zu Device und Location.

Der ArchiMate® 3 Standard bringt zur Vereinfachung der Frage, was in einen View gezeigt werden soll, eine Viewpoint-Library mit. Dadurch können, passende zum Zweck und zum Detailierungsgrad, die richtigen Elemente gewählt werden. Hier einige Bespiele für vordefinierte Viewpoints:

  • Organization
    Zeigt Business Actors, Roles, Locations, Business Interfaces (Telefon, Web, eMail, Post, etc)  und deren Zusammenhänge
  • Product
    Zeigt alles was zu einem Produkt gehört, wie Business Service, Contract, Application Interface, Data Object, Technology Service, Value und einiges mehr
  • Application Usage
    Zeigt zum Beispiel Business Prozesse und Funktionen im Zusammenhang mit Applikationen und Daten
  • Implementation & Deployment
    Zeigt wie Services von der Infrastruktur realisiert werden.

Insgesamt gibt es 24 vordefinierte Viewpoints. Sie bilden die Viewpoint Library von ArchiMate®. Da sollte jeder fündig werden.

Generell läßt sich ArchiMate® um eigene Attribute sowie Elemente erweitern. Die benutzerdefinierten Elemente können von den vorhandene abgeleitet werden und erben deren Attribute (Specialization). Mit diesem Konzept läßt sich z.B. ein handheld Device darstellen, mit entsprechendem Icon.

Wer mehr über die Modellierung mit ArchiMate® erfahren möchte kann hier weitere Beiträge lesen.

Zu empfehlen ist auch die Dokumentation von The Open Group.

ArchiMate® ist eine eingetragene Marke von The Open Group