Auf Linie

In diesem Artikel geht es um die Betrachtung der Vor- und Nachteile einer Matrix- und Produktorganisation und deren Einfluß auf die Unternehmensarchitekturen.

Beides sind Linienorganisationen. Die „Linien“ drücken dabei die Führungshierarchie zwischen den Organisationseinheiten aus.

Im folgenden wird die Matrix- und die Produktorganisation vorgestellt:

Produktorganisation

Diese Organisationsform wird auch Divisionäre Organisation genannt. Anstatt nach Funktionen ist sie auf der zweiten Hierarchieebene nach Objekten gegliedert. Die Gliederung (Objekte) können Produkte, Produktgruppen, Märkte, Regionen oder Kunden umfassen.

Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes Einliniensystem, da in der Hierarchie nur eine einfache, über eine Linie verbundene, Führungsstruktur vorhanden ist. Jeder hat einen einzigen Vorgesetzten.

Die Unabhängigkeit der Teilbereiche sind bei der Produkt-Organisation größer als bei einer funktionalen Untergliederung, weshalb man von einer Entscheidungsdezentralisierung sprechen kann.

Das Einliniensystem stößt schnell an seine Grenzen, wenn die Organisation insgesamt zu groß wird. Dies kann zu langen und starren „Wegen durch die Instanzen“ führen.

Das Einliniensystem ist eine typische Form der Organisationsstruktur für neu gegründete Unternehmungen sowie für stabile, tendenziell bürokratische Organisationen und für solche, die großen Wert auf Disziplin und eindeutige Kommandostrukturen legen.

Matrixorganisation

Markant ist hierbei die Einführung einer zweiten, horizontalen Führungsebene, weshalb man von einem Mehrliniensystem spricht.

In der ersten Führungsebene, der Verrichtungsebene, geht es um die Erbringung von Leistungen für eine Vielzahl von Objekten. In der Grafik oben sind diese Objekte Projekte. Es können aber auch Produkte, Regionen, Märkte, Programme und Systeme sein. Die Objektebene bildet die zweite Führungshierarchie in der Matrixorganisation. Oft spricht man auch von fachlichen Vorgesetzten (z.B. Projektleiterin) und disziplinarischen Vorgesetzten (z.B. Abteilungsleiterin). Mitarbeiter einer Matrixorganisation sind deshalb in gewisser Weise „Diener zweier Herrn“.


Schauen wir nun auf verschiedene Dimensionen in Bezug auf die Vor- und Nachteile der jeweiligen Organisationsformen:

Es ist gut zu erkennen, daß durch die Vermeidung von Konflikten und einem klaren Produktbezug der Ziele, die Führbarkeit und Flexibilität in einer Produktorganisation verbessert werden. Die Qualität der Entscheidung in einer Matrixorganisation wird durch die höhere Anzahl von Stakeholdern und Meinungen verbessert, es kann allerdings länger dauern bis ein Entschluss gefasst wird. Das Heben von Synergien durch Wiederverwendung von Funktionen und Kompetenzen ist in Matrixorganisationen begünstigt.

In der Realität sind die reinen bzw. idealtypischen Organisationsformen in einer größeren Unternehmung allerdings nicht anzutreffen. Meistens gibt es Mischformen. So nutzen Produktorganisationen auch Zentralfunktionen, wie Personalwesen oder Einkauf. Dies wird begünstigt durch eine hohe Allgemeingültigkeit dieser Sachgebiete.

Was sagt TOGAF®?

TOGAF ist das populärste Rahmenwerk für Enterprise Architektur und beinhaltet die Best Practices für den Umgang mit Unternehmensarchitekturen (Business und IT).

TOGAF gibt keine direkte Empfehlung, eine bestimmte Form der Linienorganisation aufzubauen. TOGAF macht aber Vorschläge, wie die Unternehmensarchitektur partitioniert werden kann, um gemeinsam mit verschiedenen Teams daran zu arbeiten ohne sich dauernd in die Quere zu kommen.

Die organisationsweiten Architekturen werden nach Kriterien wie Sachgebiet (Breite), Abstraktionsebene (Tiefe) und Zeit aufgeteilt. So kann es Organisationseinheiten geben, welche eine strategische  Architektur erstellen und diese dann als Vorlage an die Segmente der Organisation weitergeben. Es kann Organisationseinheiten für Produkte, Fachabteilungen, Dienstleistungen und Standorten geben. Auch sind zu verschiedenen Zeiten im Lebenszyklus einer Architektur verschiedene Organisationseinheiten involviert.

Interessant ist hier auch „Conway’s Law“:

„Organisationen, die Systeme entwerfen, […] sind auf Entwürfe festgelegt, welche die Kommunikationsstrukturen dieser Organisationen abbilden.“

Die Organisationsform und Führungsstruktur, welche bei der Planung, Implementierung und dem Betrieb von Architektur eingebunden sind, beeinflussen also das Lösungs-Design mit.

Fazit

Die Vorteile einer Produktorganisation liegen auf der Hand: Gute Zielorientierung, schnelle Entscheidungsfindung, klare Kompetenzen. Dennoch läßt man Potential ungenutzt. Die Wiederverwendung ist eine wichtige Kenngröße und hohes Ziel in der Enterprise Architecture. Ein guter Baustein ist eben wiederverwendbar, sei es ein Architektur- oder Organisationsbaustein. Laut Conway gibt es hier sowieso eine große Selbstähnlichkeit.

Synergien, also die gegenseitige Förderung durch Zusammenarbeit, werden in Produktorganisationen zugunsten einer besseren Führbarkeit und zur Konfliktvermeidung nicht immer gehoben. Dadurch können kaum Unternehmensarchitekturen entstehen, welche ein hohes Maß an Wiederverwendung von Services, Komponenten und Know-How aufzeigen. Ich habe es schon erlebt, daß eine mögliche Wiederverwendung als Projektrisiko gewertet wurde, da die Komponente ausserhalb der eigenen Einfluß-Sphere lag. Mit dieser Denkweise läuft man Gefahr, das Rad mehrfach zu erfinden (nicht unbedingt besser) und es lassen sich nur schwer Cross-Selling-Produkte realisieren.

In einer Produktorganisation sind viele Dinge einfacher als in der Matrixorganisation dafür ergibt sich die Hebung von Synergien nicht so leicht.

Die Wiederverwendung von Services, Komponenten und Kompetenzen in der gesamten Unternehmung sowie die Konsistenz von Sub-Architekturen untereinander sind wichtige Ziele der Enterprise Architektur, egal ob Matrix- oder Produktorganisation!

Quellen:

Buch „Organisation der Unternehmung“ von Wilfried Krüger

Wikipedia MatrixorganisationDivisionale Organisation

TOGAF® Architecture Partitioning

Informationsbedarf der Enterprise Architektur – Teil 3

Informationsbedarf der Enterprise Architektur – Teil 3

Im dritten und letzten Teil der Reihe  geht es um den Einsatz von Werkzeugen im Umgang mit Enterprise Architecture sowie einige Dinge, die es dabei zu bedenken gilt.

Teil 1 gab Überblick und Motivation für das Thema. Teil 2 beinhaltet den konkreten Bedarf an Informationen und den Umgang damit.

Der ganze Beitrag ist in dem Buch „Erfolgsfaktor Informations Management“ (ISBN 978-3-00-053730-1) enthalten und kann hier bestellt werden.

Werkzeuge

Für die Verwaltung der Informationen im „Architecture Repository“ hat sich eine eigene Gattung von Software herausgebildet, „Enterprise Application Management Tools“ oder auch allgemeiner „Enterprise Architecture Tool“. Das Spektrum geht dabei von der reinen Verwaltung der „Architecture Landscape“ bis hin zu modular aufgebauten Frameworks von erheblicher Komplexität.


Unter den Anbietern zu finden sind  Troux mit dem gleichnamigen Produkt, „Rational System Architect“, welches IBM Ende 2015 an Unicom Systems verkauft hat, die Software AG mit „Aris“ und „Alfabet“, der derzeitige Marktführer Mega mit seinem gleichnamigen Produkt sowie Iteraplan mit „iteratec“, welche als Open Source Software in einer sogenannten „Community“ (kostenlos) und „Enterprise“ Edition angeboten wird.

Manche der Lösungen verarbeiten mehr als die oben beschriebenen Informationen des „Architecture Repository“. Die meisten der angebotenen Produkte haben einen Suite-Charakter und umfassen auch das Anforderungs-Management,  das modellieren von Geschäftsprozessen (Business Process Models), budgetäre Informationen sowie Komponenten zur Projektplanung und -steuerung.

Bei Auswahl von umfangreichen Lösungen sollte man eine angemessene Einarbeitungszeit sowie zusätzlichen Beratungsleitungen des Herstellers einplanen. Der Vorteil von modular aufgebauten Suiten ist das „mitwachsen“ der Lösung. Dies erlaubt die stufenweise Erweiterung um neuen, höheren Anforderungen an das Enterprise Architektur-Management gerecht zu werden.  Einige Produkte erlauben ebenfalls eine Partitionierung der Informationen und mehrfache Installation, um den föderalen Aufbau größerer, IT-zentrischer Organisationen zu unterstützen.

Das Lizenzmodell der Anbieter sollte vor einer Produktauswahl genauer Untersucht werden. Bei einige Anbietern, wie der Software AG, reicht die Produktpalette von kostenlosen Einsteigerversionen bis hin zu komplexen Installationen, welche Investitionen im Millionen Euro Bereich entsprechen. Die meisten Hersteller bieten flexible Modelle bei den Lizenzen an. So gibt es benutzerbezogen (named user) Lizenzen, sogenannte „floating licenses“, Lizenzen per Installation und globale, Multi-Installationen Lizenzen.

Es besteht auch die Möglichkeit sich ein Informationsmanagement-System für die Enterprise Architektur durch das Kombinieren verschiedener, eventuell schon vorhandener, Werkzeuge selbst aufzubauen.  Nicht unüblich, zum Beispiel, ist die Kombination aus Microsoft SharePoint, Visio und einem Wiki. SharePoint dient hierbei als Content-Management Plattform, Visio der Erstellung von Diagrammen und das Wiki als Benutzerschnittstelle.

Das Werkzeug sollte der Größe der System-Landschaft und dem Reifegrad der Architektur-Funktion angemessen sein. Die reichhaltigen Möglichkeiten von umfangreichen Suiten gehen ohne die eigene Anforderungen zu kennen, unter Umständen über den Bedarf hinaus.

Bei der Werkzeugauswahl entsteht leicht eine Henne-Ei-Situation: Nehme ich zuerst ein Werkzeug und lege meine Architektur-Funktion danach aus, oder lege ich zuerst meine Architektur-Funktion fest und suche mir das dazu passende Werkzeug aus?

Die Werkzeug-getrieben Enterprise Architektur ist empfehlenswert, wenn der Reifegrad der Architektur-Funktion nicht hoch ist, hat aber den Nachteil, dass über die vom Werkzeug geführten Fähigkeiten hinaus, eine eigene Vision nur schwer zu verwirklichen ist. Auch gibt es Hinweise, dass „Conway’s Law“ ebenfalls für die Verbindung von Enterprise Architecture Tool und den Entwürfen gilt. „Conway’s Law“ besagt: „Organisationen, die Systeme entwerfen, […] sind auf Entwürfe festgelegt, welche die Kommunikationsstrukturen dieser Organisationen abbilden.“

Andererseits ist die Konzeption einer Enterprise Architektur-Disziplin unter Umständen ein ressourcen-intensives Unterfangen. Die Unterstützung der Führungsebene könnte bröckeln, wenn nicht auch schnell Ergebnisse geliefert werden. Allerdings ist eine eigenständige und gute Vision, mit der entsprechenden Konzeption und  Werkzeugunterstützung, durchaus ein Wettbewerbsvorteil für IT-intensive Organisationen.

Fazit

Die anfallende Informationsmenge und der Informationsbedarf in der Enterprise Architektur ist von der Unternehmensgröße, der Anzahl der Systeme und vom Reifegrad der Organization abhängig.

Eine zu schwaches Informations-Management kann zu einer Vernachläßigung der Architektur-Führung führen, mit der Folge erhöhter Gesamtkomplexität der Architektur-Landschaft durch großer Heterogenität der Lösung und funktionalen Redundanzen.

Ein zu starkes Informations-Management kann über das Ziel hinausschiessen und verursacht einen erheblichen administrativen Aufwand. Anpassungen der Architektur-Funktion ziehen unter Umständen Aufwände im Bereich des Informations-Management nach sich. Eine größere Homogenität der Architekturen und Reduktion der funktionalen Redundanzen sind allerdings möglich. Es muss dabei auch berücksichtigt werden, dass sich Standardisierung und Innovation diametral gegenüberstehen. Eine permanente Innovation verhindert eine wirkungsvolle Standardisierung und eine starke Standardisierung erlaubt keine Innovation. Diese Aspekte gehören ausbalanciert.

Das Angebot an Werkzeugen unterstützen verschiedene Ausprägungen. Die Marktführer haben allerdings den Fokus auf ein starkes, umfängliches Informations-Management, welches im Bedarfsfall durch Reduktion auf den entsprechenden Anwendungsfall angepasst wird.

Bei der Produktauswahl sollte ein Mindestmaß an Konzeption der Architektur-Funktion  in der Organization vorhanden sein. Die Konzeption muß aber keineswegs vollumfänglich sein bevor ein Werkzeug ausgewählt wird. Dabei sollte man allerdings berücksichtigen das der Umfang der Investition dem Umfang der Konzeption angemessen ist. Also schwache Konzeption, schwache Investition und starke Konzeption, starke Investition.

Die Verbindung zwischen dem Enterprise-Architektur-Tool und des Entwurfs der Enterprise Architektur (Conway’s Law) bedingt, dass das Werkzeug ebenfalls den gleichen Anforderungen an Flexibilität und Agilität entspricht. Es muss sich schnell den Veränderungen der Architektur-Funktion anpassen lassen.

Entwicklung im Bereich der Open Source Software versprechen neue, flexiblere Ansätze. So erlauben Graphdatenbanken nicht nur das effiziente Verwalten von Diagrammen, sondern erlaubt auch Informationen zu Verbinden, ohne vorherige relationale Abbildungsanweisungen zu formulieren. Gleichsam wie auf einer Landkarte kann man zwischen „Informations-Siedlungen“ über ihre Verbindungen traversieren, um z.b. alle „Nachbar-Siedlungen“ auszumachen. Die Entkopplung von Funktionsgruppen (Services) in der Verarbeitung der Informationen, sowie HTTP-basierte Protokolle erlauben einen modularen Aufbau mit guter Integration und guter Änderbarkeit.

Man kann auf die Evolution der Enterprise-Architcture-Tools in naher Zukunft gespannt sein. Werkzeug-Hersteller die ein Lizenzmodell auf Nutzerbasis oder komplexe Bedienoberflächen anbieten, verpassen womöglich den Zeitgeist und bekommen in Zukunft weniger „likes“. Die Open Source Communities und die sozialen Netzwerke zeigen das verteilte Zusammenarbeit und der Informationsaustausch Spaß machen kann.

Quellen

Blind Men and an elephant – https://en.wikipedia.org/wiki/Blind_men_and_an_elephant

Open Group TOGAF 9 – https://www.opengroup.org/togaf/

Open Group ArchiMate – https://www.opengroup.org/archimate/

Frederic Vester, Neuland des Denkens – Vom technokratischen zum kybernetischen Zeitalter, dtv, München 1984 / 2002, ISBN 3-423-33001-5

Gartner, Magic Quadrant for Enterprise Architecture Tools 2015

Informationsbedarf der Enterprise Architektur – Teil 2

Informationsbedarf der Enterprise Architektur – Teil 2

In diesem Teil geht es konkret um die benötigten und anfallenden Informationen bei der Ausübung der Praktiken der Enterprise Architektur.

Teil 1 gab Überblick und Motivation für das Thema und kann hier gelesen werden.

Der ganze Beitrag ist in dem Buch „Erfolgsfaktor Informations Management“ (ISBN 978-3-00-053730-1) enthalten und kann hier bestellt werden.

Informationsbedarf der Enterprise Architektur

Einleitend möchte ich darauf hinweisen, dass es sich bei den folgenden Betrachtungen um die vollständige, maximale Informationsmenge handelt, wie sie von TOGAF beschrieben ist. Diese Vollständigkeit ist oft unnötig und nicht trivial in ihrer Verwaltung. Welche Informationsbereiche, zu welchem Zeitpunkt, in welcher Form abgebildet und verwaltet werden, hängt von den spezifischen Anforderungen in der Organization ab und kann nicht allgemein beantwortet werden.

Prinzipien, Leitlinien, Referenzarchitekturen und -modelle

Schon die erwähnten Leitsätze, die sogenannte Unternehmensprinzipien, und die Unternehmensstrategie selbst sind Bestandteil der Information die verwaltet und kommuniziert werden müssen. Daraus abgeleitet werden die Architekturprinzipen, welche wiederum maßgebend sind für Referenzarchitekturen und Architekturleitlinien, sogenannte Guidelines.

Des weiteren muss sich die Architektur an bestimmte Unternehmens- oder Industrie-Standards halten und teilweise komplexe regulatorische Auflagen erfüllen.

Architekturbeschreibungen

Bei der Planung der Architektur werden verschiedene Architekturbeschreibungen erstellt, überarbeitet und abgenommen. Im Idealfall enthält die Architekturbeschreibung weniger „Prosa“ als Artefakten, wie Diagramme, Aufzählungen und Tabellen. Diagramme sind eine wertvolle, wenn nicht die wertvollste, Repräsentation der Architektur. Sie sind leichter zu verstehen und vereinfachen die Kommunikation wesentlich. Zusätzlich läßt sich die strukturierte, mit einem Datenmodell unterlegte, Architekturbeschreibung leichter elektronisch verarbeiten als unstrukturierte textuelle Erklärungen.

Für verschiedene Gruppen von Beteiligten bei der Planung, der Umsetzung und dem Betrieb der Architektur gibt es eigene Artefakte mit spezifischem Inhalt. Dieser spezifische Inhalt wird als Blickpunkt (Viewpoint) auf die Architektur bezeichnet. General hat ein Viewpoint einen Zweck, eine damit verbunden Nutzergruppe (Stakeholders) sowie eine Abstraktionsebene die mehr oder weniger  viele Details der Architektur beinhalten. Die Verwendung von Viewpoints erlaubt den Blick auf die für die Nutzergruppe wesentlichen Informationen. Zur Steigerung der Effizienz werden nicht benötigte Informationen und Detailierungsebenen ausgeblendet.

Die Open Group bietet mit ihrer offenen EA Modellierungssprache „ArchiMate“ einen Lösungsvorschlag zur Standardisierung der Viewpoints, inklusive ihres Zweckes, Detailierungsgrades, der damit verbundenen Nutzergruppe sowie dem Inhalt.

Dabei wird der Zweck grob in drei Kategorien eingeteilt:

  1. Entwerfen (Designing)
    Unterstützt primär Architekten bei der Planung der Architektur, sowie Experten und Entwickler bei der Umsetzung.
  2. Entscheiden (Deciding)
    Unterstützt Projekt- und Linien-Management beim Entscheidungsprozess durch Aufzeigen von abteilungsübergreifenden Beziehungen und spezifischen Auswirkungen. Oft werden dabei alternative Entwürfe verglichen um die jeweiligen Vor- und Nachteile sowie Risiken zu erörtern.
  3. Informieren (Informing)
    Unterstützt jegliche Nutzergruppe beim Verständnis der System-Architektur und erhöht die Unterstützung aller Beteiligten sowie deren Verbundenheitsgefühl zur Architektur.

Der Detailierungsgrad wird in drei Ebenen unterteilt:

  1. Details
    Unterstützt das tiefgreifende Verständnis von Geschäftsprozesse, Informationsflüssen sowie deren Einfluss auf die Anwendungs-, Daten- und Technologie-Architektur.
  2. Zusammenhang (Coherence)
    Zeigt deutlich die Beziehungen der Geschäftsprozesse zu Akteuren, Ereignissen, Informationen, Anwendungen, Kommunikationswegen und der Infrastruktur.
  3. Übersicht (Overview)
    Zeigt logische Gruppen von Geschäftsfunktionen (Services), den Austausch und die Verwaltung von Geschäftsobjekte (Business Objects) sowie die grundlegende Anwendungs- und Infrastruktur-Architektur.

Die folgende Tabelle zeigt die Relation der Detailierungsebene und dem damit verbundenen Informationsbedarf der jeweiligen Nutzergruppe.

Architektin Analystin Ingenieurin / Technikerin Nutzerin Managerin Exekutiv Ebene
Details X X X (X)
Coherence X X X X X (X)
Overview X X X X X X

 

Die Tabelle zeigt eine Vereinfachung der Nutzergruppen. Die System-Architektur wird heute üblicherweise in vier Domänen aufgeteilt. In Business-, Daten-, Applikation- und technische Architektur. Analystin bezieht sich auf die Business-Analyse zum Zwecke des Anforderungsmanagements. Das Management umfasst Projekt- und Linienfunktionen. Zur Exekutiv-Ebene gehören CIO (Chief Information Officer), CTO (Chief Technology Officer) sowie Lead- und Enterprise-Architekten. Enterprise Architekten sollten aber auch ein ausreichendes Verständnis auf Detailebene besitzen um CIO/CTO wesentlich bei der Architektur-Steuerung zu unterstützen.

Wir halten also fest, dass eine Menge von Architektur-Informationen in unterschiedlicher Detailebenen und Versionen, einzeln oder in Beziehung zu einander, erstellt, überarbeitet und verwaltet werden müssen.
Ausserdem muss die Architektur-Information zumindest allen Stakeholdern gegenüber veröffentlicht werden. Hierbei ist zu Beachten, dass die Detailebene nicht über den Bedarf hinausgeht.
Frederic Vester, deutscher Systemforscher und Pionier des „Vernetzen Denkens“, zeigte mittels des nebenstehenden Bildes, dass eine grobe Detailebene in der Übersicht hilfreich ist. Vester gibt zu bedenken, dass auch wenn alle Details der Kästchen, wie Farbwert, Größe und Beschaffenheit, bekannt und korreliert sind, kann der gezeigten Staatenlenker nicht erkannt werden. Nur durch die Übersicht und einen gewissen Abstand ist hier das Konterfei von Abraham Lincoln zu erkennen.

Architektur-Steuerung (Governance)

Aufgabe der Governance ist die Begleitung der Implementierung. Dies erfolgt anfänglich mit dem vermitteln der grundlegenden Prinzipien, Richtlinien und Standards und setzt sich fort mit der Untersuchung der Konformität der Umsetzung zu den Entwurfsmustern. Auch die Qualitätssicherung der Planung und Implementierung sind typische Aufgaben der Architektur-Steuerung.

Die Erkenntnisse zur Konformität und Qualität der Implementierung werden regelmäßig in Zusammenfassung an den CIO/CTO, bzw. an ein Architektur-Gremium (Architecture Board)  unter deren Vorsitz, berichtet. Dabei werden Maßnahmen zur Unterstützung positiver und zur Gegensteuerung negativer Einflussgrößen diskutiert, beschlossen und begleitet.

Je nach Reife der Architektur-Funktion im Unternehmen, ist die Governance-Funktion objektivierbar. Im Idealfall basiert die Governance ganz auf den gleichen Prinzipen, Richtlinien und Standards, welche dem Planungs- und Implementierungs-Team zur Verfügung stehen. Es wird aber auch immer ein gewisses Maß an Ad-Hoc Goverance notwendig sein. Wichtig ist hierbei, dass auch die Ad-Hoc Governance ihre Entscheidungen veröffentlicht muss. Dies fördert die Nachvollziehbarkeit und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Organizationsweit eine frühere Konformität zu den Ad-Hoc Entscheidungen entsteht, auch ohne eine Richtlinie, beziehungsweise vor deren Veröffentlichung. Ebenfalls Teil der zu publizierten Informationen aus der Governance sind die Ausnahmegenehmigungen oder Aufschübe für die Umsetzung der Konformität.

Je nach Größer der System-Landschaft und der Anzahl von Planungs- und Implementierung-Projekten, benötigt man einen „Fahrplan“ um die Governance-Funktion zur rechten Zeit am rechten Ort zur Verfügung stellen zu können.

Architektur-Funktion

Eine Architektur entsteht und verändert sich durch das Zusammenspiel verschiedener Tätigkeiten. Im (theoretischem) Idealfall ist das Resultat der Architektur-Funktion deterministisch. Gleiche Anforderungen und Rahmenbedingungen führen zur gleichen Architektur und Implementierung.  Dies setzt Prozesse, Rollen und Organization voraus. Die Architektur-Funktion einer Enterprise läßt sich, wie jeder andere Verbindung aus Prozessen, Akteuren und Organization, als eigenständige Architektur entwerfen, dokumentieren und publizieren. Dabei fallen die oben beschriebenen Architektur-Artefakte an.

Zusätzlich gibt es Informationen zur Ontologie der Fachbegriffe der Architektur-Funktion, Vorlagen für die Architekturbeschreibungen (View Point Library) und Beschreibungen der Rollen inklusive der Definition benötigen Kompetenzen.

Auch das verwendete Architektur-Rahmenwerk (Framework) sowie deren Zuschnitt auf die individuellen Gegebenheiten der Organization können als Information verwaltet und veröffentlicht werden.

Das „Architecture Repository“

Es werden verschiedenste Informationen bei der Planung, der Implementierung, dem Betrieb und der Evolution von Software-Architekturen benötigt und erzeugt. Wenn diese Informationen auf einem Daten- bzw. Meta-Modell basieren, kann man sie leichter elektronisch verwalten und und in Beziehung setzen.

Das folgende Diagramm zeigt das „Architecture Repository“ und dessen Umgebung, wie es von TOGAF vorgeschlagen wird:

Architecture Landscape

Hier wird ist die Beschreibung der gesamten Enterprise Architektur verwaltet.

Dies sind Architektur-Beschreibungen, welche eine Architektur einzeln und im Bezug zu anderen Architekturen in der Enterprise repräsentieren.

Beispiele sind:

  • Zuordnung von Geschäfts-Funktionen, -Objekten und Akteuren zu Anwendungen
  • Informations- und Datenflüsse zwischen Anwendungen
  • Integration der Anwendungen (Schnittstellen, Protokolle, Technologien)
  • Technische Infrastruktur für den Betrieb der Applikationen
  • Meta Informationen wie Phase im Lebenszyklus oder Eigentümerschaft

Dabei wird auch die Historie bzw. die Veränderung der Enterprise Architektur verwaltet und repräsentiert. Auch zukünftige Versionen einer Enterprise Architektur lassen sich hier modellieren zum Zwecke der Planung und Simulation.

Die drei Detailierungsebenen im Architecture Repository, „Strategic“, „Segment“ und „Capability“, können den Detailierungsebenen der ArchiMate View Point Library zugeordnet werden.

Reference Library und Standards Information Base

Hier sollten alle Prinzipien, Standards, Leitlinien Referenz-Modelle und -Architekturen enthalten sein, welche für eine Architektur-Planung maßgeblich sind.

Dazu zählen beispielsweise:

  • Auflagen des Gesetzgebers und der Aufsichtsorganen
  • Industrieweite Kommunikationsmodelle (z.B. SWIFT und EDIFACT)
  • Organizations- und Industrie-Richtlinien (Best Practices)
  • Technologie Kataloge (Standard Technology-Stack)
  • Vorlagen für die Architektur-Beschreibungen
  • View-Point-Library

Die Reference Library und die Standards Information Base erlauben es den Architekturbeteiligten schon im Vorfeld für sie verpflichtende sowie hilfreiche Informationen zu identifizieren. Weiterhin ist die Governance-Funktion gut zu objektivieren, da zur Bestimmung der Konformität die gleichen Informationen herangezogen werden können wie bei der Planung.

Governance Log

Das Governance Log enthält Informationen welche bei der Steuerung der Architektur benötigt werden, beziehungsweise anfallen. Überwiegend ist die Governance-Funktion begleitend zur Implementierung aktiv um sicherzustellen, dass sie der Planung entspricht.

Dazu benötig man zuerst die Information über das Projekt selbst. Name und Umfang des Projekts sowie die verantwortlichen Ansprechpartner in ihren jeweiligen Rollen (Projektleitung, Architekt, Betrieb usw.).

Die getroffenen Entscheidungen bei Lösungsalternativen sowie die Abweichungen vom Standard sind wesentliche Informationen um die Architektur-Evolution nachvollziehbar zu machen und Verantwortlichkeiten zu dokumentieren.

Bei Erreichung bestimmter Meilensteine im Projektverlauf kann eine Bewertung der Konformität zu den geltenden Standards und Richtlinien zum Zwecke der Qualitätssicherung durchgeführt werden. Diese wohldefinierten Kontaktpunkte zwischen Projekt und Governance-Funktion werden durch einen Kalender planbar.

Bei der Einführung oder Änderung von Unternehmensarchitekturen kann es vorkommen, dass neue Fähigkeiten im Unternehmen benötigt werden. Seien es nun geschäftliche, technische oder planerische Fähigkeiten. Bei der Umsetzung der Architektur ist es Aufgabe der Governance-Funktion den Status der Einführung neuer Fähigkeiten regelmäßig zu erfassen und an die Führungsebene rückzumelden.

Ebenfalls regelmäßig wird die Leistungsfähigkeit und Vitalität der Architektur-Funktion innerhalb der Organization überwacht. So kann das „Architecture Charter“ die Leistungen und Reaktionszeiten der Architektur-Funktion selbst vorgeben. Die Erhebung von Soll- und Ist-Werten erlaubt es organisatorische Flaschenhälse früh zu erkennen und diesen Gegenzusteuern.

Architecture Capability und Metamodel

Die Fähigkeiten der Architektur- und Governance-Funktion ist ebenfalls im „Architecture Repository“ beschrieben. Hier werden die Strukturen und Prozesse hinterlegt, welche bei der Planung und der Umsetzung von Architekturen benötigt werden. Besonders Augenmerk liegt dabei auf der Zuordnung von Fähigkeiten zu Rollen. Um eine Rolle innerhalb der Architektur-Funktion zu erfüllen, wie zum Beispiel die Rolle des Daten-Architekten, wird ein spezifisches Wissen vorausgesetzt. Diese Zuordnung kann auch gezielt eingesetzt werden um das spezifische Wissen im Unternehmen oder in einer Behörde durch Schulungen aufzubauen.

Das im vorherigen Abschnitt erwähnte „Architecture Charter“, zu deutsch „Architektur-Vereinbarung“, ist ebenfalls Bestandteil der Dokumentation der Architektur-Funktion. Hier werden die Sponsoren (meist CIO), der Nutzen, die Ziele, sowie Beschränkungen und wichtige Anforderungen an die Architektur-Funktion dokumentiert.

Schließendlich befindet sich im „Architecture Repository“ auch das Meta-Model, welche die Datenstrukturen und ihre Beziehungen für den Inhalt des Repository selbst beschreibt.

Wechselwirkungen

Die oben aufgezeigten Elemente des „Architecture Repository“ stehen miteinander in Beziehung. Einige davon wurden bereits erwähnt, etwa die Wechselwirkung zwischen „Reference Library“ und „Standards Information Base“ mit der Architektur- und Governance-Funktion. Daraus ist ersichtlich welchen Verpflichtungen die Architektur erfüllt bzw. erfüllen muss.

Im weiteren gibt es auch Beziehungen zu Elementen ausserhalb des „Architecture Repository“.

Diese sind:

  • Solution Repository
    Hier wird eine Beziehung zwischen der Architektur und der Software-Lösung hergestellt in einer Weise, dass feststellbar ist welcher Software-Baustein durch welchen Architektur-Baustein repräsentiert ist. Dies fördert die Wiederverwendung von Lösungen bei gleicher oder ähnlicher Architektur.
  • Requirements Repository
    Anforderungs-Management wird in jeder Phase der Architektur-Funktion benötigt. Änderungen in den Anforderungen führen meist zu Änderungen der Architektur, deshalb gibt es eine starke Wechselwirkung zwischen Anforderungs-Management und „Architecture Repository“. Die Governance-Funktion überprüft die Konformität zu bestimmten Anforderungen oder formuliert eigene Anforderungen (Auflagen).
  • Externe Quellen
    Standards und Referenzen von externen Quellen haben einen hohen Stellenwert, da sie den industrieweiten Datenaustausch begünstigen sowie bewährte Praktiken beschreiben. Auch Auflagen, zum Beispiel des Gesetzgebers, sind den externen Quellen zuzuordnen.
  • Architecture Board
    Dieses Gremium übernimmt die Exekutive bei der Architektur-Steuerung und benötigt dabei Informationen aus dem „Architecture Repository“. Im Besonderen die strategische Perspektive der „Architecture Landscape“ und das „Governance Log“.

 

Im folgenden und letzten Teil geht es dann um die Unterstützung durch Werkzeuge.

Kundenkommunikation aus einem Guss – Teil 2

Dies ist der zweite Teil des Betrags.
Den ersten Teil lesen.


Lösung definieren – Entscheidung für ein System

Auf dem Markt gibt es mittlerweile Lösungen aus einem Guss welche viele der oben genannten Systeme im Kommunikationsumfeld ersetzen bzw. verwalten können. Marktforschungsunternehmen wie Gartner oder Forrester Research haben hierfür den Begriff „Customer Communications Management (CCM)“ geprägt, um eine Software zu beschreiben „die es Organisationen ermöglicht, mit ihren Kunden effizient zu kommunizieren“ . Zumeist sind solche CCM-Suiten modular aufgebaut und können in gewachsene Systemlandschaften integriert werden – sie schließen sozusagen eine Kommunikationsklammer um die beteiligten Systeme. Somit könnten die bestehenden Systeme weiter betrieben werden, werden aber aus Kommunikationssicht zentral gesteuert bzw. koordiniert.

Gartner stellt fest, dass der „CCM-Markt aus der gegenseitigen Annäherung von Dokumentenerstellung und -gestaltung sowie Output Management heraus entstanden ist. Aktuelle CCM-Lösungen beinhalten die Kernbestandteile eines Design Tools, einer Kompositions-Engine, einer Workflow- beziehungsweise Regel-Engine und eines Multichannel-Output-Managements. Heute zielt CCM-Software auf die Erstellung und Distribution von nach außen gerichteter Kundenkommunikation.“

Der Gartner-Report von 2015 kommt zum Ergebnis, dass „die Kostenoptimierung einer der stärksten Treiber für CCM bleibt“. Ein Großteil der befragten Unternehmen gab an, Druck- und Portokosten sparen zu wollen. Dies impliziert eine Verlagerung zur elektronischen Kommunikation. Aber ein weiterer bedeutender Beweggrund sei die Verbesserung der Kommunikation mit Kunden. Hierbei solle sichergestellt werden, dass nur relevante Botschaften an den Kunden vermittelt werden.

Quelle: Gartner “Magic Quadrant” Report für Customer Communications Management (CCM) Software

Auch die Personalisierung von Dokumenten ist ein Schwerpunkt von CCM-Lösungen. Der Kunde kann durch die persönliche Ansprache besser erreicht werden, während erfahrungsgemäß nichtpersonalisierte Korrespondenz immer häufiger ungelesen bleibt. Die CCM-Software gewährleistet hierbei eine konsistente und einheitliche Kommunikation, da Vorlagen und Textblöcke zentral verwaltet und angepasst werden.

Generell könnend drei Arten von Output unterschieden werden:

  • Strukturierter Output, automatisiert mit großem Volumen. Beispiel: Telefonrechnungen und Kontoauszüge.
  • Interaktiver Output, durch Mitarbeiter. Beispiel: Callcenter, Kundenkorrespondenz, Verträge.
  • On-Demand Output, ereignisgesteuerter Output. Beispiel: Benachrichtigung über Installationstermin Telefonanschluss per Mail und SMS.

Aktuell im Trend sind Erweiterungen der CCM-Suiten um Rich-Media bzw. interaktive Werbung, inklusive Videofunktion, Analytik und Kontextsensitivität. Weitere sinnvolle Ergänzungen sind z.B. webbasierte Self-Service-Funktionen, die als  Alternative zur Kontaktaufnahme über das Callcenter genutzt werden können.

Wie schon erwähnt, muss ein Unternehmen nicht die komplette Systemlandschaft umbauen und eine vollständige CCM-Suite vom Markt zum Einsatz bringen. Die Lösungen sind meist modular aufgebaut, so dass Einzelkomponenten die bestehenden Systeme ergänzen können. Alternativ könnte auch eine Individuallösung in Betracht gezogen werden. Unabhängig davon sollte eine Kommunikationslösung „aus einem Guss“ idealerweise folgende Aufgaben erfüllen:

  • Datenzugriff: Alle am Kommunikationsprozess beteiligten Systeme sollen barrierefrei und effizient auf einen zentralen Datenpool (Kommunikationsdatenbank) zugreifen können (siehe hierzu auch weiter unten).
  • Analyse: Die Lösung muss eine Analysekomponente zur Auswertung von Kundendaten enthalten (Responseverhalten, bevorzugte Kanäle, Vorlieben, Verhalten im Web etc.)
  • Dokumentenerstellung und -verarbeitung: Um eine einheitliche Formatierung von Dokumenten (z.B. Rechnungen, Korrespondenz, Mitteilungen) über alle Kanäle hinweg zu gewährleisten, sollte die Entwicklung und Bereitstellung von Vorlagen und Textbausteinen zentral erfolgen, so dass alle tangierten Abteilungen darauf zugreifen können. Die Verarbeitung von Dokumenten und Daten aus verschiedenen Geschäftsanwendungen soll unterstützt werden, ebenso die Bereitstellung für diverse elektronische Ausgabekanäle, Fax-Lösungen und Druckausgaben sowie die Anbindung an externe Geschäftssysteme. Der Output soll entsprechend aufbereitet werden können für die Ausgabe an Drucker (zentral, dezentral), Web (inklusive PDF/UA), Mobiltelefone/Tablet, E-Mail etc.
  • Prozess Management: Diese Komponente soll den Administratoren die Möglichkeit geben, die gesamten Kommunikationsprozesse zu steuern, zu überwachen, aufzuzeichnen und zu kontrollieren. Hierzu gehört auch die Identifizierung von Trends, Unterstützung bei der Kapazitätsplanung, Vermeidung von Engpässen in der Dokumentenbereitstellung und Abrechnung.
  • Transformation: Daten und Dokumente sollten in beliebige Formate zur Online-Darstellung transferiert werden können (z.B. PDF, Accessible PDF, XML, HTML).
  • Elektronische Archivierung: Die Archivierung ist eine der wichtigsten Komponenten, um einen Überblick über die gesamte Kundenkommunikation zu gewährleisten.
  • Kundenprofile: in einem Kundenprofil werden Kundenpräferenzen (z.B. bevorzugte Kommunikationsform) und Einwilligungen (z.B. Newsletter Empfang) festgehalten und zur Kommunikationssteuerung genutzt (siehe hierzu auch die Ausführungen weiter unten).
  • Channel Management: Die Lösung sollte alle möglichen Kommunikationskanäle wie z.B. lokaler Druck, E-Mail, zentrale Print Shops, SMS, Tablet, Smartphone unterstützen. Hierbei ist eine Steuerung des Outputs nach Kundenpräferenzen von zentraler Bedeutung.

Komponenten Kundenkommunikationsmanagement

 

Neben diesen zentralen Aufgaben einer idealen Kommunikationslösung können Schnittstellen, Integration und Architektur als Kriterien bei einer Systemauswahl herangezogen werden. Dabei ist eine Reihen von Fragen zu beantworten: Unterstützt das System Standard-Schnittstellen zu gängigen Systemen wie Oracle / Siebel, SAP, SQL-Datenbanken, Web-Services oder „Alt-Systemen“ (z.B. großrechnerbasierte Eigenentwicklungen)? Ist der automatische Austausch mit elektronischen Archivsystemen gewährleistet (z.B. Extraktion von Metadaten oder Indizes)? Ist die Integration in bestehende Archivierungs- bzw. Dokumentenmanagement- oder Workflow-Management-Systeme möglich? Kann die Lösung in Office-Tools integriert werden, mit denen der Anwender vertraut ist (z.B. Microsoft Word, SAP, Siebel)? Erfahrungsgemäß werden neue Systeme besser vom Anwender akzeptiert, wenn Sie das gleiche „Look and Feel“ aufweisen, wie die bereits genutzten Systeme. Ist die Lösung operativ unabhängig von anderen Systemen und deren Release-Zyklen? Ist das System skalierbar? Werden offene Standards genutzt? 

Kundenprofile erstellen: Präferenzen und Einwilligungen

Um einen möglichst genau auf den jeweiligen Kunden zugeschnittenen Kommunikationsmix erstellen zu können, ist es wichtig, möglichst viel über seine Präferenzen bzw. Vorlieben zu erfahren.

Eine Präferenz ist hierbei ein persönliches Interesse des Kunden, wie zum Beispiel: der Kunde mag Fußball, gutes Essen oder Mode. Das Unternehmen kann solche Informationen nutzen, um passend zugeschnittene Angebote an den Kunden zu schicken.

Präferenzen sind zu unterscheiden in

  • „Freiwillig“ gegebene Informationen welche der Kunde zum Beispiel bei der Neukundenanlage oder dem Servicemitarbeiter mitteilt. Solche Profilinformationen können auch über Self-Service-Kundenportale vom Kunden selbst eingesehen und gepflegt werden. Beispiel:
    • Bevorzugter Kontaktkanal: ich möchte meine Nachrichten am liebsten über E-Mail erhalten.
    • Ein Sonderfall ist die, z.B. vom Kundenservice zu setzende, Information „Kunde ist verärgert“ oder  „Beschwerde liegt vor“ – dann sollte der Kunde vor allem nicht mit weiteren Meldungen und Angeboten „eingedeckt“, sondern individueller betreut werden.
  • Ermittelte Informationen werden aus dem Kundenverhalten bzw. -transaktionen heraus gewonnen und aufbereitet. Hierbei sind unbedingt Datenschutzbestimmungen und erteilte Einwilligungen (s.u.) zu berücksichtigen. Das bedeutet: das Unternehmen sollte den Nutzer nur so weit kennen(-lernen) wie er es wünscht. Beispiele für ermittelte Nutzerdaten im Kundenprofil sind:
    • Erreichbarkeit über diverse Kanäle – z.B. reagiert der Kunde auf Werbemailings, auf E-Mail-Werbung, wie/wann ist er telefonisch erreichbar.
    • Präsenz im Web (Käufe, Surfverhalten, Teilnahme an Chats, Social Media etc.)

Einwilligungen sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil im Kundenprofil. Diese werden meist vom Kunden direkt erteilt, z.B. im telefonischen Kontakt oder über Kundenportale. Oftmals ist ein sogenanntes „opt in“ erforderlich, das heißt, der Kunde muss ausdrücklich zustimmen. Beispiele:

  • Newsletter Versand
  • Weitergabe von Daten zu Werbezwecken
  • Zustimmung für Werbeanrufe

Über die im Kundenprofil hinterlegten Präferenzen und Einwilligungen können die operativen Systeme mit wichtigen Informationen für die Kommunikation mit dem Kunden gespeist werden, um somit eine möglichst individuelle Ansprache zu ermöglichen.

Kundenprofile dienen zur Steuerung und Optimierung der Kommunikation 

Datensammlung, -aufbereitung und -bereitstellung

Die meisten Unternehmen verfügen bereits über ein Datawarehouse (DWH) und ausgefeilte Business-Intelligence (BI)-Systeme. DWH und BI-Lösungen sind wichtige Voraussetzungen, um überhaupt Kundenkommunikation aus einem Guss zu praktizieren. Hierüber werden Kundendaten aus den operativen Systemen und externen Quellen analysiert, um daraus Erkenntnisse über den Kunden, sein Verhalten und seine Präferenzen zu gewinnen. Diese Ergebnisse ergänzen bzw. erweitern die jeweiligen Kundenprofile (siehe oben). Auch für eine bedarfsgerechte Ansprache sind die gewonnenen Daten und Erkenntnisse unverzichtbar.

Die Kunst besteht darin, die Massen an Kundendaten die zur Verfügung stehen, auch optimal zu analysieren und aufzubereiten. Doch viele Unternehmen nutzen nur einen kleinen Teil dieser Daten tatsächlich auch für eine zielgruppengerechte Kommunikations- und Angebotssteuerung. Die Eingruppierung der Kunden in verschiedene Töpfe ist außerdem häufig noch viel zu grob, um individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse eingehen zu können Hier liegt noch erhebliches ungenutztes Potential.

Neuere Ansätze wie Big Data liefern vielversprechende Lösungen, um in Zukunft eine „superpersonalisierte“ Kundenansprache zu ermöglichen. So werden zum Beispiel Kundeninteraktionen über sogenannte adaptive (sich anpassende) Analysen auf alle Eigenschaften untersucht, um hierüber Prognosen und Handlungsanweisungen abzuleiten. Dabei geht es nicht nur um alternative Produkte, sondern auch um verschiedene Ansprachen und Argumentationsmuster. Die Ergebnisse dieser Analysen stehen bei den nächsten Interaktionen schon zur Verfügung und werden schrittweise durch Lernen verbessert.  Hierdurch können außerdem auch schnell neue Trends erkannt und berücksichtigt werden.

Wichtig für den Aufbau einer kanalübergreifenden Kundenkommunikation ist die Bereitstellung einer lückenlosen Kundenkontakthistorie. Hierfür sind alle möglichen Quellen zu berücksichtigen, denn ein häufiges Problem ist die Unvollständigkeit von wichtigen Kontaktdaten. So werden beispielsweise Daten externer Dienstleister, z.B. für den E-Mail-Versand, standardmäßig nicht zur Verfügung gestellt. In Folge kann keine vollständige Kontakthistorie aufgebaut werden.

Die Kontaktdaten sollten idealerweise in einer zentralen Datenquelle abgelegt werden. Dies kann zum Beispiel ein Dokumentenmanagementsystem sein, welches mit sämtlichen Kontaktinformationen gespeist wird und diese wiederum für die operativen und analytischen Systeme zur Verfügung stellt. Bei den Kontaktdaten unterscheidet man zwischen den übergeordneten Daten (Metadaten) und dem eigentlichen Inhalt (Content). Bei den Metadaten handelt es sich um strukturierte Daten wie z.B. Datum, Uhrzeit, Kontaktkanal, Thema, Bearbeiter. Über die Metadaten können durch die operativen Systeme Kontaktinformationen schnell gefunden und darüber die entsprechenden Inhalte aufgerufen werden. Des Weiteren können sie aufgrund ihrer strukturierten Form einfacher für Analysezwecke genutzt werden.

Aufbau einer Kommunikationsdatenbank (Beispiel)                

Integrierte Lösung für den Kundenservice (Beispiel)

Der Dialog von Mensch zu Mensch ist im digitalen Zeitalter oft der „Eskalationsfall“. Meist hat der Kunde Fragen, die er sich über die Serviceportale im Internet oder andere Quellen wie z.B. Chats, nicht selbst beantworten kann. Oder das Informationsbedürfnis des Kunden konnte nicht befriedigt werden, der Kunde ist verärgert und wünscht schnelle und kompetente Hilfe. Die verbleibenden Aufgaben für ein Servicecenter als Anlaufstelle des Kunden werden somit komplexer.  Und im Gegensatz zum Mitarbeiter am Telefon ist der Kunde schon vorbereitet, bestimmt das Thema und hat alle Unterlagen zur Hand. Umso wichtiger ist es, dass dem Servicepersonal kanalübergreifend alle nötigen Informationen unmittelbar zur Verfügung stehen. Auch eine Sicht auf die vorhergehenden Kontaktversuche, z.B. via E-Mail, Brief oder Chat, ist sehr wichtig, um individuell auf den Kunden eingehen zu können. Was Tante Emma noch im Kopf hatte, müssen heute die Systeme liefern. Es zählt oft jede Sekunde, um den Kunden nicht zu verärgern und den „Fall“ effizient und kompetent zu bearbeiten.

Aus diesem Grund muss die Kommunikationslösung eng mit der bestehenden Kundenserviceplattform zusammenarbeiten. Über eine Kontaktdatenbank können zeitnah Informationen zu den letzten Kontakten bereitgestellt werden, auch die entsprechenden Dokumente stehen auf „Knopfdruck“ zur Verfügung. Hierzu gehören sowohl die aktuellsten Angebote, welche der Kunde erhalten hat, als auch die letzten Anfragen und Beschwerden, die der Kunde über die verschiedensten Kanäle gestellt hat. Somit hat der Servicemitarbeiter alle wichtigen Informationen im Zugriff. Besondere Hinweise – wie z.B. „Kunde ist verärgert“ sollten exponiert im Frontend dargestellt werden, damit der Mitarbeiter sozusagen „vorgewarnt“ wird.

Wenn es die Situation zulässt, kann der persönliche Kontakt neben der Bearbeitung des eigentlichen Anliegens auch zusätzlich genutzt werden, um individuelle Angebote an „den Mann oder die Frau“ zu bringen.

Komplexe, z.B. technische Anfragen, können auch durch Integration einer Wissensdatenbank zum Teil durch die Mitarbeiter im Kundenservice gelöst werden. Hierdurch kann der, meist teurere, Second Level-Support entlastet werden. Zudem entsteht beim Kunden der Eindruck eines kompetenten Service aus einer Hand – eben wie bei Tante Emma.

Um dem Servicemitarbeiter vor Entgegennahme des Anrufs etwas Zeit zu geben, damit er sich auf die individuelle Kundensituation einstellen kann, bietet sich eine CTI-Lösung (Computer Telefonie Integration) an. Über die Telefonanlage wird beim Anruf ein Datenbankschlüssel oder die Telefonnummer an die Kundenservice-Plattform bzw. die Kommunikationslösung übertragen. Hierüber werden dem Mitarbeiter z.B. die technische Konfiguration des Anrufers und die noch offenen Servicefälle angezeigt. Der Mitarbeiter hat somit – wie Tante Emma – „5 Meter bis zur Ladentheke“ Zeit um sich sehr schnell vorzubereiten und auf den Punkt zu kommen.

Kunden-Kommunikation über Social Media

Soziale Netzwerke, Twitter, Blogs, Communities oder Wikis haben in den letzten Jahren mehr und mehr Bedeutung in der zwischenmenschlichen Kommunikation gewonnen. Die jüngeren Zielgruppen sind fast vollständig vernetzt und auch bei den Älteren steigen die Nutzerzahlen kontinuierlich. Der Trend geht weg von der „One to One Kommunikation“ zu einer „Many to Many Kommunikation“. Grund genug für ein Unternehmen, sich an dieser Art der Kommunikation zu beteiligen. Hierbei verlagern sich die Kommunikations-Schwerpunkte noch mehr auf die Inhalte. Die Kunden können mitreden, kommentieren und verbreiten.

Vielen Unternehmen fehlt allerdings noch die geeignete Infrastruktur, um im Social Media-Umfeld effektiv zu interagieren. So nutzen die meisten Mitarbeiter Social-Media in ihrem Privatleben, haben aber geschäftlich noch keine Möglichkeit zum Bloggen, Tweeten und Pflegen sozialer Netzwerke. Hätten sie die Möglichkeit, könnten z.B. Servicemitarbeiter routinemäßig Twitter überwachen, um Kunden zuzuhören und mit ihnen zu interagieren.

Um auch über Social-Media-Kanäle eine unternehmenskonforme Kunden-Kommunikation zu gewährleisten, sollten entsprechende Policies und Guidelines erstellt werden. Selbstverständlich muss jeder Mitarbeiter, der das Unternehmen nach außen vertritt, nach diesen Richtlinien handeln.

Social Media erfordert also ein Umdenken in der Kunden-Kommunikation, althergebrachte Muster funktionieren in diesem Umfeld nicht.  Die meisten Unternehmen haben hier noch viel Handlungsbedarf, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Etablierte vs. neue Kommunikationskanäle

Fazit und Ausblick

Das Kommunikationsverhalten der Kunden unterliegt einem ständigen Wandel. Die Anforderungen an eine individuelle und kompetente Kommunikation steigen permanent an. Im digitalen Zeitalter, geprägt durch Massenkommunikation, neue Medien und Technologien, ist es für ein Unternehmen von absoluter strategischer Bedeutung, die Kommunikation mit seinen Kunden optimal zu gestalten und immer wieder zu verbessern, um neue Entwicklungen im Kundenverhalten nicht zu verpassen. Selbstverständlich kommt es auch darauf an, jede Kundengruppe ganz individuell in ihrem Verhalten „abzuholen“. Lösungsplattformen müssen genau diese Varianz berücksichtigen und abdecken.

Das Thema Kundenkommunikation ist eine strategische Unternehmensaufgabe und erfordert eine enge Kooperation zwischen den beteiligten Fachabteilungen. Um die komplexen Aufgaben einer kanalübergreifenden Kommunikation aus einem Guss zu bewältigen, bedarf es einer umfassenden Kommunikationslösung, welche in die bestehenden operativen Systeme integriert ist. Solche Customer Communications Management (CCM) Lösungen beinhalten zahlreiche Funktionalitäten welche ständig gepflegt, angepasst und erweitert werden müssen.

Eine zentrale Rolle für eine individuelle Kundenkommunikation spielt die Analyse des Kundenverhaltens. Je besser es gelingt, den Kunden und seine Vorlieben kennenzulernen, umso individueller kann auf seine Bedürfnisse eingegangen werden. Die etablierten Data Warehouse- und Business Intelligence-Lösungen sind in Zeiten von Big-Data überfordert. Daher müssen sich die Unternehmen mit neuen Analysemethoden vertraut machen. Die neuesten Trends gehen in Richtung Echtzeitanalyse: Kunden sollen ganz individuell im aktuellen Moment, mit passenden Informationen und Services bedient werden.

Damit sich der Kunde, auch im digitalen Zeitalter, wie von Tante Emma betreut fühlen kann.

Kundenkommunikation aus einem Guss – Teil 1

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der zeitgemäßen Kundenkommunikation.

Im ersten Teil des Beitrags geht es um Anforderung an die Kundenkommunikation für eine individuelle und persönliche Ansprache zu realisieren des „Tante Emma-Prinzips“. Der zweite Teil erscheint demnächst und beschäftigt sich mit Lösungen und enthält das Fazit.

Der ganze Beitrag ist in dem Buch „Erfolgsfaktor Informations Management“ (ISBN 978-3-00-053730-1) enthalten und kann hier bestellt werden.


„Es ist viel teurer, einen neuen Kunden zu gewinnen, als einen vorhandenen Kunden zu halten.“

„Ein Großteil der verärgerten Kunden wechselt zur Konkurrenz.“

„Zufriedene Kunden sind die besten Werbeträger eines Unternehmens.“

Drei gute Gründe, um sich um die eigenen Kunden besonders liebevoll und möglichst individuell zu kümmern und sie nicht zur Konkurrenz zu treiben. Das ist keine neue Idee und wurde schon von der guten alten „Tante Emma“ praktiziert. Besonders in großen Unternehmen ist dies allerdings nicht mehr so ohne weiteres möglich, denn einem Kunden stehen in der Regel meist zahlreiche Mitarbeiter aus unterschiedlichen Verkaufs- bzw. Kommunikationskanälen gegenüber. Dies gilt ganz besonders im Geschäftskontakt mit Privatkunden. Trotz Massenkommunikation und neuen Medien möchte der Kunde immer als Individuum – eben wie bei Tante Emma – wahrgenommen werden.

Somit bedarf es eines ausgeklügelten Informationsmanagements, um über alle Kommunikationskanäle und über alle Unternehmensbereiche hinweg ein konsistentes und individuelles Auftreten gegenüber dem Kunden sicherzustellen.

Doch viele Unternehmen haben keinen vollständigen Überblick über die Kontakte mit ihren Kunden: Welcher Kunde wurde über welchen Kanal und mit welchen Inhalten kontaktiert – eine Frage die zumeist nicht befriedigend beantwortet werden kann. Verschiedene Geschäftsbereiche haben Kontakt zu ein und demselben Kunden mit unterschiedlichen Inhalten über verschiedene Kanäle, ohne voneinander zu wissen. In Folge hat man es mit verärgerten, unzufriedenen Kunden zu tun, die bei der nächsten Gelegenheit zur Konkurrenz wechseln werden.

Über die neuen Kanäle wie Internet, E-Mail und soziale Netzwerke hat sich das Kommunikationsverhalten der Kunden in den letzten Jahren stark verändert. Zusätzlich ist auch die Komplexität der angebotenen Produkte gestiegen. Diesen Veränderungen ist Rechnung zu tragen um im Wettbewerb bestehen zu können, denn das nächste Angebot ist meist nur einen „Klick weit“ entfernt.

Nach wie vor ist neben den neuen Medien auch das Telefon eine wichtige Säule im Kontakt mit dem Kunden. Doch bevor der Kunde heutzutage zum Hörer greift, hat meist vorher an anderer Stelle etwas nicht geklappt oder es blieben Fragen offen, die über die digitalen Kanäle nicht zufriedenstellend geklärt werden konnten. Umso wichtiger, dass das Servicecenter einen möglichst vollständigen Überblick über die vorherigen Kontakte und Kontaktkanäle hat.

Die Entwicklungen im digitalen Zeitalter stellen die Unternehmen immer wieder vor neue Herausforderungen. Das Kommunikationsmanagement muss darauf flexibel reagieren und sowohl mobiler und schneller, als auch individueller und kompetenter werden.

Ein Bild von der Lage machen und eine Vision entwickeln

Um herauszufinden, wie sich die Situation im eigenen Unternehmen darstellt, ist es sinnvoll, zunächst eine grobe Bestandsaufnahme bzw. Schwachstellenanalyse durchzuführen. Erste Ansatzpunkte können gefunden werden über:

  • Befragung von Kunden (z.B. Interview, Fragebogenaktionen)
  • Workshops, Befragung von Mitarbeitern aus tangierten Abteilungen z.B. Kundenservice, Beschwerdemanagement, Marketing, eCommerce, PR-Abteilung, Außendienst.
  • Auswertung von strukturiert vorliegenden Informationen z.B. aus dem Kontakt- und Beschwerdemanagement.
  • Nach Möglichkeit Auswertung oder Analyse aus Stichproben von unstrukturierten Informationen z.B. aus Chats, sozialen Netzwerken, Websites, Blogs etc…..
  • Benchmarking (Konkurrenzbeobachtung)
  • Beobachtung von neuen Trends und Entwicklungen

Im Ergebnis wird sich ein Bild der Stärken und Schwächen in der Kommunikation aus Kunden- und Abteilungssicht ergeben, aus welchem das weitere Vorgehen bzw. eine Vision abgeleitet werden kann. Hier ein Beispiel aus einer Kundenbefragung:

 

Schwäche Beschreibung Kundenwahrnehmung
Keine persönliche und einheitliche Ansprache Begrüßung inkonsistent: „Sehr geehrter Kunde“ in einem Brief, im nächsten Brief: „Liebe Frau Müller“ Kunde irritiert, fühlt sich nicht persönlich angesprochen
Ansprechpartner inkonsistent “Ihr Team vom Kundenservice” in einer Mail, “Frau Mustermann”  oder “Dein Team von Firma XY“ in der nächsten Mail. Kunde irritiert, fühlt sich nicht persönlich aus einer Hand betreut
Angebote im Internet passen nicht zum Kunden (z.B. Tierfutter wird angeboten obwohl der Kunde gar kein Tier hat) Kunde genervt, fühlt sich nicht persönlich angesprochen
Fehlende Informationen Kunde ruft an weil seine letzte Beschwerde über Mail nicht bearbeitet wurde. Kundenbetreuer hat keine Informationen darüber und muss den Kunden nach den Details fragen. Kunde fühlt sich nicht persönlich betreut, reagiert genervt und verärgert
Fehlende Transparenz Absender SMS 4711… wie zufrieden waren Sie… Kunde kann nicht erkennen, von wem die SMS kommt und wird nicht darauf reagieren
Produktinformationen zu technisch, nicht praxisgerecht – „Fachjargon“ Kein Verständnis auf Kundenseite, Kunde reagiert genervt und verwirrt
überflüssige/wider-sprüchliche Botschaften widersprüchliche Aussagen zum selben Produkt über den selben/unterschiedliche Kanäle Kein Verständnis auf Kundenseite, Kunde reagiert genervt und verwirrt
Januar: Angebot Vertragswechsel A->B, März: Angebot Wechsel zurück B->A Kein Verständnis auf Kundenseite, das macht keinen Sinn, Kunde reagiert genervt und verwirrt
Zu häufige Ansprache Kunde bekommt innerhalb kurzer Zeit dieselben/unterschiedliche Informationen über den selben/unterschiedliche Kanäle Kunde genervt, reagiert nicht mehr auf Kampagnen

 

Aus diesem Beispiel der ermittelten Schwächen aus Kundensicht könnten z.B. folgende Anforderungen an die Kommunikation abgeleitet werden:

Kundenkommunikation ist eine strategische Unternehmensaufgabe

Die Art und Weise, wie ein Unternehmen mit seinen Kunden kommuniziert, ist von entscheidender strategischer Bedeutung für den langfristigen Erfolg und das Bestehen des Unternehmens im Wettbewerb. Bevor jedoch ein strategisches Projekt ins Leben gerufen wird, sollte gemeinsam mit der Geschäftsleitung eine Vision bzw. eine Strategie entwickelt werden. Wenn die Ziele des Projektes nicht klar definiert werden können und die Geschäftsleitung nicht hinter dem Projekt steht, wird der Erfolg zwangsläufig hinter den Möglichkeiten zurückbleiben. Fragestellungen sind beispielsweise:

  • Was erwartet sich das Unternehmen von einer neu ausgerichteten Kundenkommunikation?
  • Über welche Kanäle möchte das Unternehmen mit den Kunden kommunizieren?
  • Zur Verfügung stehende Budgets und Ressourcen.
  • Welche Inhalte, Prozesse und Rollen müssen geschaffen bzw. angepasst werden, um die Strategie umzusetzen?
  • Anhand welcher Kennzahlen soll der Erfolg gemessen werden?
  • Welche Technologien könnten hilfreich sein, um die Ziele zu erreichen?

Die genannten Fragen stellen nur eine Auswahl der zentralen Punkte dar, mit denen sich das Unternehmen zu Beginn des Projektes beschäftigen muss.

Von zentraler Bedeutung für den Erfolg des Vorhabens „Kundenkommunikation aus einem Guss“ ist  insbesondere die abteilungsübergreifende Kollaboration.

IT-Projekte: Nicht immer bemerkt man das Scheitern

Vor allem Marketing, Vertrieb und Kundenservice sind üblicherweise Silos innerhalb des Unternehmens. Die Stakeholder aus den relevanten Abteilungen müssen frühzeitig berücksichtigt und „abgeholt“ werden, um nicht von vorneherein eventuell mächtige Gegenspieler auf den Plan zu rufen. Da es beim Thema Kundenkommunikation zu großen Teilen um System- und Datenintegration geht, sollte auf jeden Fall auch die IT-Abteilung eine tragende Rolle spielen. Daher müssen zu Beginn des Projektes die unterschiedlichen Abteilungen auf ein gemeinsames Ziel eingestimmt werden, ohne bei der Lösungsfindung und Implementierung Zeit durch Reibungsverluste zu verlieren.

Komplexe IT-Projekte scheitern häufig an einer mangelhaften Zusammenarbeit zwischen IT-Abteilung und Fachbereichen. Beide Fraktionen sprechen zumeist eine andere Sprache und haben unterschiedliche Auffassungen von Projektarbeit. Oft wird der Fehler gemacht, dass die Fachbereiche zu Beginn eines Projektes ihre Lösungsanforderungen definieren, diese an die IT geben und sich dann nicht mehr weiter darum kümmern. Am Ende wird die Lösung zwar aus Sicht der IT den Anforderungen entsprechen, aus Sicht der Fachbereiche ist sie jedoch unvollständig, nicht praktikabel und im schlimmsten Fall unbrauchbar.

IT und Fachbereich sollten daher das Projekt gemeinsam leiten. Ein IT-Projektleiter und ein Co-Projektleiter aus dem Fachbereich (oder umgekehrt) sind im Idealfall mit klar gegeneinander abgegrenzten Kompetenzen gemeinsam verantwortlich. Im Projektteam sollten neben IT-Mitarbeitern auch Mitarbeiter aus den Fachbereichen vertreten sein, welche für die Dauer des Projektes von ihren eigentlichen Aufgaben ganz oder teilweise freigestellt sind. In regelmäßigen Abständen sind gegenüber einem Projektlenkungsausschuss, bestehend aus Mitgliedern des Managements der Fachbereiche, die Projekterfolge zu dokumentieren. Auch müssen die Anforderungen im Laufe des Projektes des Öfteren überprüft und ggf. angepasst werden.

Unabhängig von der IT-Lösung sollten gemeinsam mit allen beteiligten Fachabteilungen Guidelines für die Kundenkommunikation erarbeitet werden. Ein Beispiel hierfür ist die Art der Ansprache: „SERIÖS“ oder „LÄSSIG“, „DU“ oder „SIE“. Ein vermeintlich einfacher, aber sehr wichtiger Schritt in Richtung einer Kommunikation aus einem Guss.

Einen Überblick über Prozesse und die bestehende Infrastruktur verschaffen

In vielen Unternehmen ist, historisch gewachsen, eine Vielzahl von abteilungsindividuellen Lösungen vorzufinden, um den jeweils unterschiedlichen Kommunikationsanforderungen gerecht zu werden. Eine Kundenkommunikation aus einem Guss erfordert jedoch, Silos miteinander zu vernetzen und gegebenenfalls in eine neue Lösung zu integrieren, mit welcher die gesamte Kundenkommunikation abteilungsübergreifend gesteuert werden kann. Es kann auch durchaus sinnvoll sein, bestehende Systeme in diesem Zuge abzulösen. Hierzu sollte zunächst eine Bestandsaufnahme der tangierten Infrastruktur durchgeführt werden, beispielsweise:

  • CRM- und ERP-Systeme (z.B. Siebel, SAP)
  • Datenbanken
  • Datawarehouse / BI-Lösungen
  • Telefonanlage / CTI
  • Dokumentenmanagement und Archivlösungen
  • Office Lösungen
  • Druck und Versandlösungen
  • Software E-Mail-Marketing
  • Software SMS-Versand
  • Software Kampagnenmanagement
  • Social Media Distribution
  • Portale
  • Eigenentwicklungen – Altsysteme
  • Lösungen externer Dienstleister (z.B. zum E-Mail-Versand)

 

Demnächst: Im zweiten Teil des Beitrags geht es um Lösungen und das Fazit.

Was ist TOGAF®?

TOGAF ist die Abkürzung für „The Open Group Architecture Framework“ und eingetragenes Warenzeichen der „Open Group“.

Es ist eines der bekanntesten und beliebtesten Rahmenwerke unter den ca. 70 verschiedenen Frameworks für Enterprise Architecture.

Der Ursprung geht zurück auf das Technical Architecture Framework for Information Management (TAFIM) genannte Referenzmodell des United States Department of Defence (DoD). Das Bild rechts zeigt den konzeptionellen Aufbau mit den drei Architektur-Domänen Data, Application und Technical Infrastruktur.

TAFIM selbst wurde inspiriert durch einen Artikel von John Zachman im IBM Journal aus dem Jahre 1987, welcher sich mit dem Thema der zunehmenden Komplexität der System-Landschaft und möglicher Lösungen beschäftigte. Das DoD entwickelte TAFIM weiter bis es von einem neuen Modell (C4ISR) abgelöst wurde.

TAFIM wurde von der Open Group übernommen und seit 1995 als TOGAF weiterentwickelt. Die Open Group ist ein Technologie- und Hersteller-neutrales Konsortium, welches gegründet wurde um einen einheitlichen UNIX-Standard bereitzustellen. Die Open Group hat heute mehr als 500 Mitglieder-Organisationen und kümmert sich generell um Standardisierungen in der IT-Industrie.

Laut der Open Group benutzten im Jahre 2016 ca. 80% der weltweit größten (blue chip) Unternehmen sowie 60% der größten 500 US-Unternehmen TOGAF. Im Lauf der Zeit wurden über 50.000 Personen gemäß TOGAF zertifiziert.

Eines der Schlüsselelemente von TOGAF ist die sogenannte „Architecture Development Method“ (ADM). Ein Prozessmodell, welches in seiner Urform bereits in TAFIM zu finden ist.

In der „Preliminary Phase“ werden Vorbereitungen getroffen, um den Ring mit seinen Phasen von A bis H zu durchschreiten. Zu den wichtigsten Tätigkeiten in dieser Phase zählt die Definition der Enterprise, Bereitstellung von Architektur-Prinzipien und -Mustern sowie das Etablieren der Steuerungsfunktionen (Governance) um Standardisierung und Wandel auszubalancieren und das richtige Mass an Administration zu schaffen.

Phase A bis H werden typischerweise während der Erstellung einer Architektur durchlaufen. Dies kann auch in Iterationen oder anderer Reihenfolge geschehen. Dabei gibt TOGAF nicht vor, welche Architektur genau beim Durchlaufen des Rings adressiert wird. Von kleinen Einzellösungen, über komplexe System-Landschaften bis hin zur Konzeption der eignen Architektur-Funktion im Unternehmen, lassen sich alle Formen von Architektur realisieren.

Im Vergleich zu TAFIM hat TOGAF eine Architektur-Domänen hinzugewonnen: Die Business-Architektur. Dies zeigt den Stellenwert der grundlegenden Geschäftsmodelle und Strategien in der moderneren Auslegung der Enterprise Architecture.

Hier eine kurze Übersicht der Phasen der ADM:

  • Preliminary: Hier wird bestimmt welche Fähigkeiten bei der Planung, Implementierung und Evolution von Architekturen das Unternehmen anstrebt und besitzt. Danach werden die fehlenden Fähigkeiten etabliert. Diese Phase muss nicht für jedes Projekt durchlaufen werden aber man kann zurückkehren um Veränderungen in den Architektur-Fähigkeiten vorzunehmen.
  • Architecture Vision: Hier wird die grundlegenden Eigenschaften und der Zweck der Architektur herausgestellt. Unter anderem werden die Voraussetzungen zur Umsetzung und Einführung bereits früh überprüft sowie ein Kommunikationsplan erstellt, damit es zu keinem „Show-Stopper“ kommt.
  • Phase B bis D: Hier wird die Business-, Daten-, Anwendungs- und Technology-Architektur erstellt.
  • Phase E und F: Beschäftigen sich mit der Planung der Umsetzung. Dabei wird versucht die Gesamtarchitektur in eine Roadmap zu zerlegen. Zweck ist es schon früh den größten Nutzen der Architektur zu realisieren und ggf. Anpassungen vorzunehmen.
  • Implementation Governance: Diese Phase verläuft parallel zur Implementierung der Architektur. Aufgabe ist es die Konformität mit der Planung zu wahren sowie schnell auf Planungslücken zu reagieren.
  • Architecture Change Management: Diese Phase verläuft parallel zum Betrieb der Architektur. Aufgabe ist es wichtige Metriken wie Business Value, Stabilität, Performance, usw. zu überwachen sowie auf Veränderungen (z.b. Auslaufen von Plattformen) zu reagieren. Änderungen an der Architektur werden entweder im Rahmen von Wartungsarbeiten (Linien-Organisation) oder durch das erneute Durchlaufen des Rings (Projekt-Organisation) vorgenommen.
  • Requirements Management: Angeordnet im Kern der ADM zeigt sie die Bedeutung des Requirements Managements für alle Phasen der ADM. Hier werden für den gesamten Lebenszyklus der Architektur Anforderungen gesammelt und deren Auswirkung beurteilt.

Um die ADM erfolgreich zu Durchlaufen gibt TOGAF umfangreiche Unterstützung. Das Buch der Open Group für TOGAF 9.1 hat in seiner gedruckten Form über 600 Seiten und gliedert sich in folgende Abschnitte:

  • Einführung: Erklärt die Grundkonzepte, gibt Motivation zum Einsatz von TOGAF und führt die Terminologie ein.
  • ADM: Erläutert die Architecture Development Method
  • Richtlinien & Techniken: Erläutert die Hilfsmittel und Richtlinien, welche bei der ADM zum Einsatz kommen.
  • Architecture Content Framework: Beschreibt welche Architektur-Beschreibungen anfallen und nach welchen Meta-Modell sie miteinander verbunden sind
  • Enterprise Continuum: Befasst sich damit welche Informationen wie abgelegt und kategorisiert werden. Ziel ist eine einfache Struktur zu realisieren, welche die Wiederverwendung fördert.
  • Referenzmodelle: Hier werden Referenzmodelle vorgestellt, welche bei der Konzeption von Anwendungs- und Technologie-Architekturen eingesetzten werden sollen.
  • Architecture Capability Framework: Hier wird beschrieben, wie die Fähigkeit zur Planung, Umsetzung und Steuerung von Architekturen im Unternehmen etabliert wird.

 

Ein wichtiger Schritt in der „Preliminary Phase“ der ADM ist das zuschneiden von TOGAF:

Ohne den Einsatz eines Frameworks wie TOGAF kann es im Unternehmen bei der Architekturplanung zu stilistischen Unterschieden kommen, was den Austausch und die Akzeptanz verringert.

Wer „TOGAF by the book“ betreibt findet seine Bedürfnisse nicht adressiert. Das „Zuviel“ und „Zuwenig“ ist frustrierend und führt zu Enttäuschungen über TOGAF selbst. Weil man sich so leicht verheddern kann, raten wir vom führen schwerer Maschinen ab.

TOGAF ist dann am Besten, wenn man es auf seine Bedürfnisse anpasst und dabei nicht mehr als notwendig benutzt. Wer den Zuschnitt gut hinbekommen hat wird auch bei agilen Bewegungen und glamourösen Auftritten eine gute Figur machen.

 

Wer mehr über TOGAF erfahren möchte, findet hier die HTML Seite der Open Group oder fragt uns einfach!

Einführung in die Enterprise Architecture

Eine genaue Definition von Enterprise Architecture (EA), zu Deutsch Unternehmensarchitektur, gibt es nicht. Das ist soweit nichts ungewöhnliches und zeigt, daß es ein größeres Themengebiet ist mit Raum für Interpretation.

Den Versuch alles was EA ausmacht in einem Satz auszudrücken, mündet dabei so:

  • Die Unternehmensarchitektur beschreibt aus einer ganzheitlichen Sicht, wie die IT mit ihren einzelnen Elementen und Prozessen mit dem Unternehmen verzahnt ist und zwar sowohl in aufbau- wie auch ablauforganisatorischer Sicht.“ – Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon
  • Enterprise architecture (EA) is a discipline for proactively and holistically leading enterprise responses to disruptive forces by identifying and analyzing the execution of change toward desired business vision and outcomes.“ – Quelle: Gartner IT Glossary
  • By being inclusive with all other management frameworks, EA is a discipline that helps the Enterprise define , develop and exploit the boundaryless information flow […] capabilities in order to achieve the Enterprise’s Strategic Intent.” – Quelle: The Open Group

Wir nehmen uns etwas mehr Zeit und erzählen die Geschichte der Enterprise Architektur von Anfang an. Am Schluss gibt es eine Zusammenfassung in wenigen Worten. Wer sich nicht für Geschichte interessiert, kann also bis zum Ende des Beitrags blättern.

Alles fing 1987 mit einer Publikation von John Zachman im IBM Systems Journal an. In diesem formulierte er die Vision für Enterprise Architecture und adressierte dabei folgende Herausforderungen seiner Zeit:

  • Die zunehmende Komplexität der Systeme und die dadurch steigende Kosten für Planung, Implementierung und Betrieb.
  • Die schlechter werdende Vereinbarkeit von Unternehmenszielen mit der wachsenden System-Landschaft

Dabei legte er den Grundstein für seinen Ordnungsrahmen, dass als „Zachman Framework“ noch heute genutzt wird. Beeinflusst von seinen Ideen, nahm sich das US Verteidigungsministerium des Themas an und schuf 1994 mit TAFIM ein Rahmenwerk, welches 1996 an die Open Group weitergegeben wurde Seither arbeitet die Open Group mit Enterprise Architekten aus der Forschung und Industrie an TOGAF, welches zur Zeit in der Version 9.1 vorliegt.

Wenn Systeme komplizierter werden, benötigen sie mehr Planung!

Im Alltag und für andere Ingenieurs-Disziplinen leuchtet das sofort ein. Um eine Hütte im Schrebergarten zu bauen, braucht man keinen Architekten. Aber es gibt womöglich Vorschriften, wie und wo die Hütte aufgebaut werden darf. Sind die Gebäude größer werden Architekten benötigt, sogar gesetzlich vorgeschrieben.

Auch bei IT-Systemen gilt dieser Grundsatz. Aber ebenfalls das Gegenteil findet Anhänger und wird je nach Jahrzehnt als „Quick & Dirty“ oder „Agil“ bezeichnet. Agilität ist sehr wichtig, aber ab einer gewissen Komplexität kein Ersatz für eine gute Planung und umgekehrt. 

Moderne Ansätze der EA berücksichtigen dies und lassen in ihren iterativen Prozessen genug Platz für Agilität um Planungslücken und den unvorhersehbaren Wandel zu berücksichtigen.

Generell hat die Notwendigkeit zugenommen, schnell auf neue Anforderungen zu reagieren. Weshalb wir den Problemfeldern der EA von 1987 noch einen Punkt hinzufügen müssen:

  • Schnelle Anpassung der Organisation und Systeme durch den Wandel des Kundenverhaltens, gesetzlicher Auflagen und des technologischen Fortschritts.

Die Bedeutung von Enterprise Architecture heute

„Er ist der Messias, ich weiß es genau, denn ich bin schon vielen gefolgt“. Dieses Zitat aus Monty Python’s Film „Das Leben des Brain“ bringt es ziemlich gut auf den Punkt. Oft wird vorschnell das Potential einer neuen Technologie oder neuer Methoden überzogen dargestellt.

Zum Teil geschieht die Übertreibung mit Absicht um gezielt Nachfrage zu generieren.

Gartner hat dafür schon länger den „Hype Cycle“ eingeführt um Orientierung zu geben. Im Verlauf einer Neuerung erklimmt diese zuerst die „Spitze der überzogenen Erwartungen“ und stürzt danach regelrecht in das „Tal der Desillusion“, bevor es schließlich das „Plateau der Produktivität“ erreicht.

Die Enterprise Architecture gilt heute als etabliert und befindet sich auf dem Weg der realen Einschätzung der Möglichkeiten. Viele Organisationen nutzen Frameworks und Tools um ihre Unternehmensarchitekturen zu verwalten sowie Praktiken der EA um die Evolution und den Wandel der Architekturen zu beherrschen und zu steuern.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass durch die überzogenen Erwartungen am Zenit des Hypes auch viele kritische Stimmen laut wurden, die der EA und deren Praktiken kein gutes Zeugnis ausstellten. Diese Kritik ist richtig und wichtig um die Praktiken der Enterprise Architecture zu verbessern. Die Praktiken der EA zielen darauf die „Fitness“ (fit-for-purpose) einer Architektur sicherzustellen. Dies wird der Enterprise Architecture gelingen, da es noch über viele Jahre nötig sein wird die Problembereiche der Unternehmensarchitektur, wie Komplexität, Business Value und Evolution, zu adressieren und eine „best practice“ zu betreiben. Welches Framework und welches Tool diesen Wandel zum fit-for-purpose für sich selbst hinbekommt bleibt abzuwarten. TOGAF ist allerdings wegen seiner großen und aktiven Community der aussichtsreichste Kandidat.

Der Trend zur Cloud dürfte durchaus stimulierend wirken, schliesslich handelt es sich bei Cloud-Services um die Enterprise Architecture des Cloud-Providers. Der Cloud-Service ist die Erweiterung der organisations-spezischen Architektur eines Unternehmens wie Amazon und Google auf Kundenebene. Es ist somit eine erweiterte Enterprise im Sinne von TOGAF, und zwar der Enterprise von Amazon, Google und Co. Dabei verlieren Unternehmen die Autonomie über die Evolution der Unternehmensarchitektur. Andererseits bieten Cloud-Services die Möglichkeit an der Reife und Effizienz der Enterprise Architecture des Provides zu partizipieren.

Einige Probleme sind aber nicht Ausdruck unreifer Frameworks und Tools, sondern Resultat eines einseitigen Vorgehens der IT-Division im Unternehmen. EA wirkt am besten, wenn es ganzheitlich über die gesamte Organisation praktiziert wird, insbesondere im Verbund mit der Business-Seite. Ein weiteres Problem ist die Tendenz Unerfahrenheit durch ein starkes Festhalten an das Framework oder das Tool zu kompensieren. Hierbei kann es leicht zum Over-Engineering kommen. Charlie Parker, ein bekannter Saxophonist, brachte es für sich auf den Punkt: „Um ein guter Musiker zu sein, musst Du erst alles lernen um es dann wieder zu vergessen!“

In den vergangenen 12 Monaten zeigt das Interesse an Enterprise Architecture (Blau) und TOGAF (Rot) ein stabiles Niveau. Wobei sich mehr als doppelt so viele für die konkrete Praktik TOGAF interessieren als für Enterprise Architecture im Allgemeinen. Dies unterstreicht auch die hohe Zahl, von über 50.000, nach TOGAF zertifizierten Architekten.

Die Weltkarte links zeigt die Google Trends der letzten fünf Jahre für den Suchbegriff „Enterprise Architecture“. In Europe zeigen die Niederlande das größte Interesse an diesem Themen. Deutschland liegt im internationalen Vergleich auf dem neunten Platz. Dies ist nicht notwendigerweise ein Nachteil, wenn man in der Lage ist aus den vorhandenen Erfahrungen zu lernen.

 Zusammenfassung

Enterprise Architecture zielt darauf die Effizienz bei der Erstellung und Steuerung von komplexen System-Landschaften zu erhöhen. Der stete Wandel ist dabei ebenso wichtig wie die Ausrichtung auf den Business Value.

Das Interesse an Praktiken und populären Frameworks hat heute ein stabiles Plateau erreicht. Deutschland hat als EA-Entwicklungsland die Möglichkeit aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu profitieren.

Praktiken der Enterprise Architecture sind auch für iterative und agile Entwicklungsprozesse geeignet, verlangen aber ein Mindestmaß an Planung und Steuerung der Architektur-Landschaft einer Organisation.

Cloud-Services sind die offenen Unternehmensarchitekturen der Cloud-Provider. Organisationen, welche diese Nutzen werden ein Teil dieser Unternehmensarchitektur. Gewinnen dabei an Effizienz und verlieren an Einfluss auf die Evolution der Unternehmensarchitektur.

Die Enterprise Architecture ist hier um zu bleiben, in welcher Form auch immer.

Informationsbedarf der Enterprise Architektur – Teil 1

Informationsbedarf der Enterprise Architektur – Teil 1

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Informationen, welche beim Umgang mit der Unternehmensarchitektur einer Organisation anfallen.

Im ersten Teil des Beitrags geht es zuerst um die Definition von Enterprise Architektur und die spezifischen Herausforderungen. Die zweite Teile wird die Domänen und Detailebenen der Informationen näher beleuchten. Im dritten Teil gebe ich eine Übersicht über die Werkzeugunterstützung beim Umgang mit diesen Informationen.

Der ganze Beitrag ist in dem Buch „Erfolgsfaktor Informations Management“ (ISBN 978-3-00-053730-1) enthalten und kann hier bestellt werden.

Was ist eigentlich Enterprise Architektur?

Die Enterprise Architektur ist keine neue Disziplin. Die ersten Erkenntnisse und Praktiken stammen bereits aus den 70er Jahren. Ende der 80er begann die Ausprägung einer eignen Disziplin innerhalb der IT.

Im Folgenden beschreibe ich die Enterprise Architektur nach dem Verständnis des Architektur-Rahmenwerks namens „The Open Group Architecture Framework“ oder kurz TOGAF. Die Open Group ist ein unabhängiges Konsortium, welche offene IT-Standards entwickelt und fördert. TOGAF ist ein kompletter „Werkzeugkasten“ zum Umgang mit der Enterprise Architektur.

Die Aufgabe der Enterprise Architektur ist die Optimierung der Prozesse, Methodik und Struktur beim Umgang mit der Architektur einer Organization. Alle Architektur Lebenszyklen sind dabei berücksichtig. Also die Planung, die Umsetzung, der Betrieb sowie die Evolution der Architektur. Zusätzlich wird der Konsum von Architekturen adressiert. Konsum bedeutet hierbei, dass Architekturen in die Enterprise aufgenommen werden, zum Beispiel im Falle von Zusammenlegungen durch Akquise oder Verschmelzungen.

Die Aufgaben der Enterprise Architektur werden je nach Größe des Unternehmens und der System-Landschaft von Entwicklern, System Architekten oder vom CIO, mehr oder weniger, mit übernommen. Ab einer gewissen Größe ist der Einsatz einer speziellen Funktion innerhalb der Organization der effizienteste Weg die Evolution der System-Landschaft zu begleiten. In größeren IT-zentrischen Unternehmen sowie in fortschrittlichen Behörden sind schon seit Längerem Enterprise Architekten mit diesen Aufgaben betraut. Ein Teil dieser Aufgaben, der Teil der mit dem konkreten Informationsbedarf direkt in Verbindung steht, werden im weiteren Verlauf erörtert.

Ich möchte nun auf verschiedene Begriffe eingehen, bevor wir uns weiter der Enterprise Architektur und ihrem Bedarf an Informations-Management zuwenden.

Enterprise

„Ist die Menge von Organisationseinheiten welche ein gemeinsames Ziel verfolgen. So kann als Enterprise ein einzelner Unternehmensbereich, das gesamte Unternehmen, eine Behörde oder mehrere geografisch getrennte Unternehmen mit gemeinsamer Eigentümerschaft betrachtet werden.“

Architektur

„Ist die fundamentale Struktur eines IT-Systems, verkörpert durch seinen Komponenten, deren Beziehungen untereinander sowie den Beziehung mit der weiteren Unternehmens-Umgebung, sowie den Prinzipien welche die Entwicklung des Systems begleiten.“

Diese Definition von Architektur muss erweitert werden um den Bereich der Wahrnehmung von Architektur. Im Gegensatz zur Gebäude-Architektur ist bei System-Architektur das Konstrukt nicht direkt wahrnehmbar. Es bedarf einer Abstraktion und Repräsentation um das Konstrukt zu verkörpern. Schliessendlich ist die Architektur das was als gemeinsames Verständnis über das Konstrukt bezeichnet werden kann. In Konsequenz zu dieser erweiterten Definition von Architektur, hat ein System zwar eine Konstruktion aber keine Architektur, wenn nicht alle „Mitspieler“ das Konstrukt spezifisch wahrnehmen können.

Ein Beispiel soll helfen diesen Aspekt besser zu verstehen.

Wenn wir ein Gebäude planen wird zuerst ein Repräsentation erstellt. Dies sind zumeist Konstruktionszeichnung und Auflistungen. Einige dieser Repräsentationen sind notwendig um regulatorische Anforderungen zu erfüllen, um zum Beispiel eine Baugenehmigung zu bekommen. Wenn das Gebäude erstellt ist, kann man alleine durch augenscheinliche Wahrnehmung auf die Architektur schließen. Die Anzahl der Stockwerke, den Grundriss, die Lage der Eingänge und Zufahrten, das vorherrschende Baumaterial, auch Rückschlüsse auf den Verwendungszweck sind durch die Betrachtung möglich.

Einem IT-System fehlt diese augenscheinliche Wahrnehmbarkeit. Man kann nicht erkennen wie umfangreich es ist oder „woraus es gebaut ist“, aus wieviel Teilen es besteht und wie diese Teile verbunden sind. Auch der Verwendungszweck ist nicht immer offensichtlich. Natürlich gibt es Personen die im Umgang mit dem System eine spezifische Wahrnehmung haben. Betriebsmannschaften kennen die Plattform und Verteilung des Systems,
Business Analysten und Kunden kennen den Zweck und die Funktionalität, Entwickler kennen den Aufbau, usw.

Im Gegensatz zum Gebäude ist die Konstruktion nicht ohne die Repräsentation – oder zumindest die Beschreibung und Erläuterung eines jeweiligen Experten – wahrnehmbar.

Erschwert wird die Wahrnehmung auch dadurch, dass die Experten nur einen Teilaspekt der Konstruktion kennen. Die Wahrnehmbarkeit von Architektur bzw. der System-Konstruktion wird im weiteren Verlauf noch eine Rolle spielen.

Was ist „Optimal“?

Wie Eingangs definiert ist die Aufgabe der Enterprise Architektur die Optimierung. Die Frage „Was ist optimal?“ muss beantwortet werden im Kontext der unternehmerischen Ziele. Sollen primär Kosten reduziert werden, soll die Kundenzufriedenheit gesteigert werden, möchte man eine technologische Führerschaft anstreben, usw.

Prinzipien der Organisation und der Architektur unterstützen dabei die strategischen Ziele der Enterprise. Sie sollten verständlich, komplett, robust, konsistent und stabil sein und im Idealfall über mehrere Innovationszyklen hinweg gültig bleiben.

Informationsbedarf der Enterprise Architektur

Einleitend möchte ich darauf hinweisen, dass es sich bei den folgenden Betrachtungen um die vollständige, maximale Informationsmenge handelt, wie sie von TOGAF beschrieben ist. Diese Vollständigkeit ist oft unnötig und nicht trivial in ihrer Verwaltung. Welche Informationsbereiche, zu welchem Zeitpunkt, in welcher Form abgebildet und verwaltet werden, hängt von den spezifischen Anforderungen in der Organization ab und kann nicht allgemein beantwortet werden.

Prinzipien, Leitlinien, Referenzarchitekturen und -modelle

Schon die erwähnten Leitsätze, die sogenannte Unternehmensprinzipien, und die Unternehmensstrategie selbst sind Bestandteil der Information die verwaltet und kommuniziert werden müssen. Daraus abgeleitet werden die Architekturprinzipen, welche wiederum maßgebend sind für Referenzarchitekturen und Architekturleitlinien, sogenannte Guidelines.

Des weiteren muss sich die Architektur an bestimmte Unternehmens- oder Industrie-Standards halten und teilweise komplexe regulatorische Auflagen erfüllen.

Architekturbeschreibungen

Bei der Planung der Architektur werden verschiedene Architekturbeschreibungen erstellt, überarbeitet und abgenommen. Im Idealfall enthält die Architekturbeschreibung weniger „Prosa“ als Artefakten, wie Diagramme, Aufzählungen und Tabellen. Diagramme sind eine wertvolle, wenn nicht die wertvollste, Repräsentation der Architektur. Sie sind leichter zu verstehen und vereinfachen die Kommunikation wesentlich. Zusätzlich läßt sich die strukturierte, mit einem Datenmodell unterlegte, Architekturbeschreibung leichter elektronisch verarbeiten als unstrukturierte textuelle Erklärungen.

Für verschiedene Gruppen von Beteiligten bei der Planung, der Umsetzung und dem Betrieb der Architektur gibt es eigene Artefakte mit spezifischem Inhalt. Dieser spezifische Inhalt wird als Blickpunkt (Viewpoint) auf die Architektur bezeichnet. General hat ein Viewpoint einen Zweck, eine damit verbunden Nutzergruppe (Stakeholders) sowie eine Abstraktionsebene die mehr oder weniger  viele Details der Architektur beinhalten. Die Verwendung von Viewpoints erlaubt den Blick auf die für die Nutzergruppe wesentlichen Informationen. Zur Steigerung der Effizienz werden nicht benötigte Informationen und Detailierungsebenen ausgeblendet.

Die Open Group bietet mit ihrer offenen EA Modellierungssprache „ArchiMate“ einen Lösungsvorschlag zur Standardisierung der Viewpoints, inklusive ihres Zweckes, Detailierungsgrades, der damit verbundenen Nutzergruppe sowie dem Inhalt.

Dabei wird der Zweck grob in drei Kategorien eingeteilt:

  1. Entwerfen (Designing)
    Unterstützt primär Architekten bei der Planung der Architektur, sowie Experten und Entwickler bei der Umsetzung.
  2. Entscheiden (Deciding)
    Unterstützt Projekt- und Linien-Management beim Entscheidungsprozess durch Aufzeigen von abteilungsübergreifenden Beziehungen und spezifischen Auswirkungen. Oft werden dabei alternative Entwürfe verglichen um die jeweiligen Vor- und Nachteile sowie Risiken zu erörtern.
  3. Informieren (Informing)
    Unterstützt jegliche Nutzergruppe beim Verständnis der System-Architektur und erhöht die Unterstützung aller Beteiligten sowie deren Verbundenheitsgefühl zur Architektur.

Der Detailierungsgrad wird in drei Ebenen unterteilt:

  1. Details
    Unterstützt das tiefgreifende Verständnis von Geschäftsprozesse, Informationsflüssen sowie deren Einfluss auf die Anwendungs-, Daten- und Technologie-Architektur.
  2. Zusammenhang (Coherence)
    Zeigt deutlich die Beziehungen der Geschäftsprozesse zu Akteuren, Ereignissen, Informationen, Anwendungen, Kommunikationswegen und der Infrastruktur.
  3. Übersicht (Overview)
    Zeigt logische Gruppen von Geschäftsfunktionen (Services), den Austausch und die Verwaltung von Geschäftsobjekte (Business Objects) sowie die grundlegende Anwendungs- und Infrastruktur-Architektur.

Die folgende Tabelle zeigt die Relation der Detailierungsebene und dem damit verbundenen Informationsbedarf der jeweiligen Nutzergruppe.

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Die Tabelle zeigt eine Vereinfachung der Nutzergruppen. Die System-Architektur wird heute üblicherweise in vier Domänen aufgeteilt. In Business-, Daten-, Applikation- und technische Architektur. Analystin bezieht sich auf die Business-Analyse zum Zwecke des Anforderungsmanagements. Das Management umfasst Projekt- und Linienfunktionen. Zur Exekutiv-Ebene gehören CIO (Chief Information Officer), CTO (Chief Technology Officer) sowie Lead- und Enterprise-Architekten. Enterprise Architekten sollten aber auch ein ausreichendes Verständnis auf Detailebene besitzen um CIO/CTO wesentlich bei der Architektur-Steuerung zu unterstützen.

Wir halten also fest, dass eine Menge von Architektur-Informationen in unterschiedlicher Detailebenen und Versionen, einzeln oder in Beziehung zu einander, erstellt, überarbeitet und verwaltet werden müssen.
Ausserdem muss die Architektur-Information zumindest allen Stakeholdern gegenüber veröffentlicht werden. Hierbei ist zu Beachten, dass die Detailebene nicht über den Bedarf hinausgeht.
Frederic Vester, deutscher Systemforscher und Pionier des „Vernetzen Denkens“, zeigte mittels des nebenstehenden Bildes, dass eine grobe Detailebene in der Übersicht hilfreich ist. Vester gibt zu bedenken, dass auch wenn alle Details der Kästchen, wie Farbwert, Größe und Beschaffenheit, bekannt und korreliert sind, kann der gezeigten Staatenlenker nicht erkannt werden. Nur durch die Übersicht und einen gewissen Abstand ist hier das Konterfei von Abraham Lincoln zu erkennen.

 

 

 

Architektur-Steuerung (Governance)

Aufgabe der Governance ist die Begleitung der Implementierung. Dies erfolgt anfänglich mit dem vermitteln der grundlegenden Prinzipien, Richtlinien und Standards und setzt sich fort mit der Untersuchung der Konformität der Umsetzung zu den Entwurfsmustern. Auch die Qualitätssicherung der Planung und Implementierung sind typische Aufgaben der Architektur-Steuerung.

Die Erkenntnisse zur Konformität und Qualität der Implementierung werden regelmäßig in Zusammenfassung an den CIO/CTO, bzw. an ein Architektur-Gremium (Architecture Board)  unter deren Vorsitz, berichtet. Dabei werden Maßnahmen zur Unterstützung positiver und zur Gegensteuerung negativer Einflussgrößen diskutiert, beschlossen und begleitet.

Je nach Reife der Architektur-Funktion im Unternehmen, ist die Governance-Funktion objektivierbar. Im Idealfall basiert die Governance ganz auf den gleichen Prinzipen, Richtlinien und Standards, welche dem Planungs- und Implementierungs-Team zur Verfügung stehen. Es wird aber auch immer ein gewisses Maß an Ad-Hoc Goverance notwendig sein. Wichtig ist hierbei, dass auch die Ad-Hoc Governance ihre Entscheidungen veröffentlicht muss. Dies fördert die Nachvollziehbarkeit und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Organizationsweit eine frühere Konformität zu den Ad-Hoc Entscheidungen entsteht, auch ohne eine Richtlinie, beziehungsweise vor deren Veröffentlichung. Ebenfalls Teil der zu publizierten Informationen aus der Governance sind die Ausnahmegenehmigungen oder Aufschübe für die Umsetzung der Konformität.

Je nach Größer der System-Landschaft und der Anzahl von Planungs- und Implementierung-Projekten, benötigt man einen „Fahrplan“ um die Governance-Funktion zur rechten Zeit am rechten Ort zur Verfügung stellen zu können.

Architektur-Funktion

Eine Architektur entsteht und verändert sich durch das Zusammenspiel verschiedener Tätigkeiten. Im (theoretischem) Idealfall ist das Resultat der Architektur-Funktion deterministisch. Gleiche Anforderungen und Rahmenbedingungen führen zur gleichen Architektur und Implementierung.  Dies setzt Prozesse, Rollen und Organization voraus. Die Architektur-Funktion einer Enterprise läßt sich, wie jeder andere Verbindung aus Prozessen, Akteuren und Organization, als eigenständige Architektur entwerfen, dokumentieren und publizieren. Dabei fallen die oben beschriebenen Architektur-Artefakte an.

Zusätzlich gibt es Informationen zur Ontologie der Fachbegriffe der Architektur-Funktion, Vorlagen für die Architekturbeschreibungen (View Point Library) und Beschreibungen der Rollen inklusive der Definition benötigen Kompetenzen.

Auch das verwendete Architektur-Rahmenwerk (Framework) sowie deren Zuschnitt auf die individuellen Gegebenheiten der Organization können als Information verwaltet und veröffentlicht werden.

Das „Architecture Repository“

Es werden verschiedenste Informationen bei der Planung, der Implementierung, dem Betrieb und der Evolution von Software-Architekturen benötigt und erzeugt. Wenn diese Informationen auf einem Daten- bzw. Meta-Modell basieren, kann man sie leichter elektronisch verwalten und und in Beziehung setzen.

Das folgende Diagramm zeigt das „Architecture Repository“ und dessen Umgebung, wie es von TOGAF vorgeschlagen wird:

Architecture Landscape

Hier wird ist die Beschreibung der gesamten Enterprise Architektur verwaltet.

Dies sind Architektur-Beschreibungen, welche eine Architektur einzeln und im Bezug zu anderen Architekturen in der Enterprise repräsentieren.

Beispiele sind:

  • Zuordnung von Geschäfts-Funktionen, -Objekten und Akteuren zu Anwendungen
  • Informations- und Datenflüsse zwischen Anwendungen
  • Integration der Anwendungen (Schnittstellen, Protokolle, Technologien)
  • Technische Infrastruktur für den Betrieb der Applikationen
  • Meta Informationen wie Phase im Lebenszyklus oder Eigentümerschaft

Dabei wird auch die Historie bzw. die Veränderung der Enterprise Architektur verwaltet und repräsentiert. Auch zukünftige Versionen einer Enterprise Architektur lassen sich hier modellieren zum Zwecke der Planung und Simulation.

Die drei Detailierungsebenen im Architecture Repository, „Strategic“, „Segment“ und „Capability“, können den Detailierungsebenen der ArchiMate View Point Library zugeordnet werden.

Reference Library und Standards Information Base

Hier sollten alle Prinzipien, Standards, Leitlinien Referenz-Modelle und -Architekturen enthalten sein, welche für eine Architektur-Planung maßgeblich sind.

Dazu zählen beispielsweise:

  • Auflagen des Gesetzgebers und der Aufsichtsorganen
  • Industrieweite Kommunikationsmodelle (z.B. SWIFT und EDIFACT)
  • Organizations- und Industrie-Richtlinien (Best Practices)
  • Technologie Kataloge (Standard Technology-Stack)
  • Vorlagen für die Architektur-Beschreibungen
  • View-Point-Library

Die Reference Library und die Standards Information Base erlauben es den Architekturbeteiligten schon im Vorfeld für sie verpflichtende sowie hilfreiche Informationen zu identifizieren. Weiterhin ist die Governance-Funktion gut zu objektivieren, da zur Bestimmung der Konformität die gleichen Informationen herangezogen werden können wie bei der Planung.

Governance Log

Das Governance Log enthält Informationen welche bei der Steuerung der Architektur benötigt werden, beziehungsweise anfallen. Überwiegend ist die Governance-Funktion begleitend zur Implementierung aktiv um sicherzustellen, dass sie der Planung entspricht.

Dazu benötig man zuerst die Information über das Projekt selbst. Name und Umfang des Projekts sowie die verantwortlichen Ansprechpartner in ihren jeweiligen Rollen (Projektleitung, Architekt, Betrieb usw.).

Die getroffenen Entscheidungen bei Lösungsalternativen sowie die Abweichungen vom Standard sind wesentliche Informationen um die Architektur-Evolution nachvollziehbar zu machen und Verantwortlichkeiten zu dokumentieren.

Bei Erreichung bestimmter Meilensteine im Projektverlauf kann eine Bewertung der Konformität zu den geltenden Standards und Richtlinien zum Zwecke der Qualitätssicherung durchgeführt werden. Diese wohldefinierten Kontaktpunkte zwischen Projekt und Governance-Funktion werden durch einen Kalender planbar.

Bei der Einführung oder Änderung von Unternehmensarchitekturen kann es vorkommen, dass neue Fähigkeiten im Unternehmen benötigt werden. Seien es nun geschäftliche, technische oder planerische Fähigkeiten. Bei der Umsetzung der Architektur ist es Aufgabe der Governance-Funktion den Status der Einführung neuer Fähigkeiten regelmäßig zu erfassen und an die Führungsebene rückzumelden.

Ebenfalls regelmäßig wird die Leistungsfähigkeit und Vitalität der Architektur-Funktion innerhalb der Organization überwacht. So kann das „Architecture Charter“ die Leistungen und Reaktionszeiten der Architektur-Funktion selbst vorgeben. Die Erhebung von Soll- und Ist-Werten erlaubt es organisatorische Flaschenhälse früh zu erkennen und diesen Gegenzusteuern.

Architecture Capability und Metamodel

Die Fähigkeiten der Architektur- und Governance-Funktion ist ebenfalls im „Architecture Repository“ beschrieben. Hier werden die Strukturen und Prozesse hinterlegt, welche bei der Planung und der Umsetzung von Architekturen benötigt werden. Besonders Augenmerk liegt dabei auf der Zuordnung von Fähigkeiten zu Rollen. Um eine Rolle innerhalb der Architektur-Funktion zu erfüllen, wie zum Beispiel die Rolle des Daten-Architekten, wird ein spezifisches Wissen vorausgesetzt. Diese Zuordnung kann auch gezielt eingesetzt werden um das spezifische Wissen im Unternehmen oder in einer Behörde durch Schulungen aufzubauen.

Das im vorherigen Abschnitt erwähnte „Architecture Charter“, zu deutsch „Architektur-Vereinbarung“, ist ebenfalls Bestandteil der Dokumentation der Architektur-Funktion. Hier werden die Sponsoren (meist CIO), der Nutzen, die Ziele, sowie Beschränkungen und wichtige Anforderungen an die Architektur-Funktion dokumentiert.

Schließendlich befindet sich im „Architecture Repository“ auch das Meta-Model, welche die Datenstrukturen und ihre Beziehungen für den Inhalt des Repository selbst beschreibt.

Wechselwirkungen

Die oben aufgezeigten Elemente des „Architecture Repository“ stehen miteinander in Beziehung. Einige davon wurden bereits erwähnt, etwa die Wechselwirkung zwischen „Reference Library“ und „Standards Information Base“ mit der Architektur- und Governance-Funktion. Daraus ist ersichtlich welchen Verpflichtungen die Architektur erfüllt bzw. erfüllen muss.

Im weiteren gibt es auch Beziehungen zu Elementen ausserhalb des „Architecture Repository“.

Diese sind:

  • Solution Repository
    Hier wird eine Beziehung zwischen der Architektur und der Software-Lösung hergestellt in einer Weise, dass feststellbar ist welcher Software-Baustein durch welchen Architektur-Baustein repräsentiert ist. Dies fördert die Wiederverwendung von Lösungen bei gleicher oder ähnlicher Architektur.
  • Requirements Repository
    Anforderungs-Management wird in jeder Phase der Architektur-Funktion benötigt. Änderungen in den Anforderungen führen meist zu Änderungen der Architektur, deshalb gibt es eine starke Wechselwirkung zwischen Anforderungs-Management und „Architecture Repository“. Die Governance-Funktion überprüft die Konformität zu bestimmten Anforderungen oder formuliert eigene Anforderungen (Auflagen).
  • Externe Quellen
    Standards und Referenzen von externen Quellen haben einen hohen Stellenwert, da sie den industrieweiten Datenaustausch begünstigen sowie bewährte Praktiken beschreiben. Auch Auflagen, zum Beispiel des Gesetzgebers, sind den externen Quellen zuzuordnen.
  • Architecture Board
    Dieses Gremium übernimmt die Exekutive bei der Architektur-Steuerung und benötigt dabei Informationen aus dem „Architecture Repository“. Im Besonderen die strategische Perspektive der „Architecture Landscape“ und das „Governance Log“.

Werkzeuge

Für die Verwaltung der Informationen im „Architecture Repository“ hat sich eine eigene Gattung von Software herausgebildet, „Enterprise Application Management Tools“ oder auch allgemeiner „Enterprise Architecture Tool“. Das Spektrum geht dabei von der reinen Verwaltung der „Architecture Landscape“ bis hin zu modular aufgebauten Frameworks von erheblicher Komplexität.


Unter den Anbietern zu finden sind  Troux mit dem gleichnamigen Produkt, „Rational System Architect“, welches IBM Ende 2015 an Unicom Systems verkauft hat, die Software AG mit „Aris“ und „Alfabet“, der derzeitige Marktführer Mega mit seinem gleichnamigen Produkt sowie Iteraplan mit „iteratec“, welche als Open Source Software in einer sogenannten „Community“ (kostenlos) und „Enterprise“ Edition angeboten wird.

Manche der Lösungen verarbeiten mehr als die oben beschriebenen Informationen des „Architecture Repository“. Die meisten der angebotenen Produkte haben einen Suite-Charakter und umfassen auch das Anforderungs-Management,  das modellieren von Geschäftsprozessen (Business Process Models), budgetäre Informationen sowie Komponenten zur Projektplanung und -steuerung.

Bei Auswahl von umfangreichen Lösungen sollte man eine angemessene Einarbeitungszeit sowie zusätzlichen Beratungsleitungen des Herstellers einplanen. Der Vorteil von modular aufgebauten Suiten ist das „mitwachsen“ der Lösung. Dies erlaubt die stufenweise Erweiterung um neuen, höheren Anforderungen an das Enterprise Architektur-Management gerecht zu werden.  Einige Produkte erlauben ebenfalls eine Partitionierung der Informationen und mehrfache Installation, um den föderalen Aufbau größerer, IT-zentrischer Organisationen zu unterstützen.

Das Lizenzmodell der Anbieter sollte vor einer Produktauswahl genauer Untersucht werden. Bei einige Anbietern, wie der Software AG, reicht die Produktpalette von kostenlosen Einsteigerversionen bis hin zu komplexen Installationen, welche Investitionen im Millionen Euro Bereich entsprechen. Die meisten Hersteller bieten flexible Modelle bei den Lizenzen an. So gibt es benutzerbezogen (named user) Lizenzen, sogenannte „floating licenses“, Lizenzen per Installation und globale, Multi-Installationen Lizenzen.

Es besteht auch die Möglichkeit sich ein Informationsmanagement-System für die Enterprise Architektur durch das Kombinieren verschiedener, eventuell schon vorhandener, Werkzeuge selbst aufzubauen.  Nicht unüblich, zum Beispiel, ist die Kombination aus Microsoft SharePoint, Visio und einem Wiki. SharePoint dient hierbei als Content-Management Plattform, Visio der Erstellung von Diagrammen und das Wiki als Benutzerschnittstelle.

Das Werkzeug sollte der Größe der System-Landschaft und dem Reifegrad der Architektur-Funktion angemessen sein. Die reichhaltigen Möglichkeiten von umfangreichen Suiten gehen ohne die eigene Anforderungen zu kennen, unter Umständen über den Bedarf hinaus.

Bei der Werkzeugauswahl entsteht leicht eine Henne-Ei-Situation: Nehme ich zuerst ein Werkzeug und lege meine Architektur-Funktion danach aus, oder lege ich zuerst meine Architektur-Funktion fest und suche mir das dazu passende Werkzeug aus?

Die Werkzeug-getrieben Enterprise Architektur ist empfehlenswert, wenn der Reifegrad der Architektur-Funktion nicht hoch ist, hat aber den Nachteil, dass über die vom Werkzeug geführten Fähigkeiten hinaus, eine eigene Vision nur schwer zu verwirklichen ist. Auch gibt es Hinweise, dass „Conway’s Law“ ebenfalls für die Verbindung von Enterprise Architecture Tool und den Entwürfen gilt. „Conway’s Law“ besagt: „Organisationen, die Systeme entwerfen, […] sind auf Entwürfe festgelegt, welche die Kommunikationsstrukturen dieser Organisationen abbilden.“

Andererseits ist die Konzeption einer Enterprise Architektur-Disziplin unter Umständen ein ressourcen-intensives Unterfangen. Die Unterstützung der Führungsebene könnte bröckeln, wenn nicht auch schnell Ergebnisse geliefert werden. Allerdings ist eine eigenständige und gute Vision, mit der entsprechenden Konzeption und  Werkzeugunterstützung, durchaus ein Wettbewerbsvorteil für IT-intensive Organisationen.

Fazit

Die anfallende Informationsmenge und der Informationsbedarf in der Enterprise Architektur ist von der Unternehmensgröße, der Anzahl der Systeme und vom Reifegrad der Organization abhängig.

Eine zu schwaches Informations-Management kann zu einer Vernachläßigung der Architektur-Führung führen, mit der Folge erhöhter Gesamtkomplexität der Architektur-Landschaft durch großer Heterogenität der Lösung und funktionalen Redundanzen.

Ein zu starkes Informations-Management kann über das Ziel hinausschiessen und verursacht einen erheblichen administrativen Aufwand. Anpassungen der Architektur-Funktion ziehen unter Umständen Aufwände im Bereich des Informations-Management nach sich. Eine größere Homogenität der Architekturen und Reduktion der funktionalen Redundanzen sind allerdings möglich. Es muss dabei auch berücksichtigt werden, dass sich Standardisierung und Innovation diametral gegenüberstehen. Eine permanente Innovation verhindert eine wirkungsvolle Standardisierung und eine starke Standardisierung erlaubt keine Innovation. Diese Aspekte gehören ausbalanciert.

Das Angebot an Werkzeugen unterstützen verschiedene Ausprägungen. Die Marktführer haben allerdings den Fokus auf ein starkes, umfängliches Informations-Management, welches im Bedarfsfall durch Reduktion auf den entsprechenden Anwendungsfall angepasst wird.

Bei der Produktauswahl sollte ein Mindestmaß an Konzeption der Architektur-Funktion  in der Organization vorhanden sein. Die Konzeption muß aber keineswegs vollumfänglich sein bevor ein Werkzeug ausgewählt wird. Dabei sollte man allerdings berücksichtigen das der Umfang der Investition dem Umfang der Konzeption angemessen ist. Also schwache Konzeption, schwache Investition und starke Konzeption, starke Investition.

Die Verbindung zwischen dem Enterprise-Architektur-Tool und des Entwurfs der Enterprise Architektur (Conway’s Law) bedingt, dass das Werkzeug ebenfalls den gleichen Anforderungen an Flexibilität und Agilität entspricht. Es muss sich schnell den Veränderungen der Architektur-Funktion anpassen lassen.

Entwicklung im Bereich der Open Source Software versprechen neue, flexiblere Ansätze. So erlauben Graphdatenbanken nicht nur das effiziente Verwalten von Diagrammen, sondern erlaubt auch Informationen zu Verbinden, ohne vorherige relationale Abbildungsanweisungen zu formulieren. Gleichsam wie auf einer Landkarte kann man zwischen „Informations-Siedlungen“ über ihre Verbindungen traversieren, um z.b. alle „Nachbar-Siedlungen“ auszumachen. Die Entkopplung von Funktionsgruppen (Services) in der Verarbeitung der Informationen, sowie HTTP-basierte Protokolle erlauben einen modularen Aufbau mit guter Integration und guter Änderbarkeit.

Man kann auf die Evolution der Enterprise-Architcture-Tools in naher Zukunft gespannt sein. Werkzeug-Hersteller die ein Lizenzmodell auf Nutzerbasis oder komplexe Bedienoberflächen anbieten, verpassen womöglich den Zeitgeist und bekommen in Zukunft weniger „likes“. Die Open Source Communities und die sozialen Netzwerke zeigen das verteilte Zusammenarbeit und der Informationsaustausch Spaß machen kann.

Quellen

Blind Men and an elephant – https://en.wikipedia.org/wiki/Blind_men_and_an_elephant

Open Group TOGAF 9 – https://www.opengroup.org/togaf/

Open Group ArchiMate – https://www.opengroup.org/archimate/

Frederic Vester, Neuland des Denkens – Vom technokratischen zum kybernetischen Zeitalter, dtv, München 1984 / 2002, ISBN 3-423-33001-5

Gartner, Magic Quadrant for Enterprise Architecture Tools 2015