Grundsätze des Scientific Management

Scientific Management? Nie gehört! So war meine Reaktion als ich über diesen Begriff gestolpert bin. Ich dachte erst, es handele sich um etwas Neues. Weit gefehlt! Der Begriff entstand Anfang der 1910er Jahre. Interessant ist, dass es damals eine schnell wachsende Industrie gab: Die Fertigungsindustie. Maschinen ersetzten die Muskelkraft und automatisierte Fertigungsprozesse die Geschicklichkeit des Menschen. 100 Jahre später zielt die Automation nicht mehr auf Muskeln und Geschick sondern auf Gehirn und Kreativität. Können wir vielleicht etwas lernen aus der Vergangenheit?

Der Begriff wurde von dem Maschinenbau-Ingenieur Frederick Taylor eingeführt. Taylor beschäftigte sich mit der Effizienz in der industriellen Fertigung und war einer der ersten Management-Berater überhaupt. Damals, so wie heute, gab es ein starkes Verlangen nach Effizienz im Aufbau der sich schnell veränderten Produktfertigung. Zu dieser Zeit entstand das „Efficiency Movement“. Eine Bewegung der Industrienationen, allen voran den U.S.A., zum Zwecke der Ermittlung und Beseitigung von Verschwendung in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft sowie der Entwicklung und Umsetzung von Best Practices.

Es war eine Zeit des weit verbreiteten sozialen Aktivismus und der politischen Reformen in den Vereinigten Staaten. Die Hauptziele waren die Beseitigung der Probleme, die durch Industrialisierung, Urbanisierung, Einwanderung und politische Korruption verursacht wurden. Sie strebten auch eine Regulierung von Monopolen (Trust-Busting) und Unternehmen durch Kartellgesetze an, die als Möglichkeit zur Förderung des gleichen Wettbewerbs zum Vorteil legitimer Wettbewerber angesehen wurden. Das könnte einem schon fast bekannt vorkommen. Zwar wiederholt sich die Geschichte nicht, aber sie reimt sich!

Taylor kannte die Fertigung aus eigener Erfahrung. Er erkannte, dass die Arbeiter nicht so effizient wie möglich arbeiteten und dass dies zu hohen Lohnkosten für das Unternehmen führte. Als er Polier wurde, erwartete er mehr Leistung von den Arbeitern. Um festzustellen, wie die Leistung gesteigert werden kann, begann er, die Produktivität sowohl der Männer als auch der Maschinen zu untersuchen und zu analysieren.

Der Begriff Scientific Management bezieht sich auf die Koordination des Unternehmens zum Wohle aller. Der Ansatz stand im Widerspruch zu der damaligen Idee, dass es am Besten sei, wenn Arbeiter selbst bestimmen auf welche Art sie die Arbeit erledigen. Er sah auch, dass es Bedenken unter den Arbeitern gab, eine Effizienzsteigerung könnte ihren oder den Job ihrer Kollegen kosten. Taylor hielt dies allerdings für einen Irrtum. Generell ging er verantwortlich mit den Arbeitern um und machte sich für ihre Sicherheit und gerechte Bezahlung stark.

Für Taylor war es eine Notwendigkeit, sich auf die Ausbildung zu konzentrieren, anstatt den „richtigen Mann“ zu finden, und sagt: [..] das erste Ziel aller guten Systeme sollte die Entwicklung erstklassiger Männer sein.“ Neben der Fertigung mussten sich die Arbeiter auch um die Abstimmung der Prozesse und Verwaltungsaufgaben kümmern. In einer Abgabe dieser Aufgaben an das mittleres Management, sah er Vorteile für alle. Naja, wer den Film „Moderne Zeiten“ von Charlie Chaplin kennt, der weiß wie Effizient 20 Jahre später (1936) der Mensch in die Fertigung „integriert“ war. Auch die Arbeitermassen an ihren Rädern im Film „Metropolis“, aus dem Jahre 1927, verheißen die beängstige Mechanisierung des Lebens. Eine Dystopie die glücklicherweise nicht in diesem Ausmaß eintraf. Dank einer Gegensteuerung durch soziale, politische und technische Entwicklungen.

Ich sehe hier einige Parallelen zum Enterprise Architecture Management. Die Prinzipien beider Disziplinen sind vergleichbar und arbeiten beide mit dem Ansatz von Ist, Soll, Vorgaben, Analyse, Ausbildung und Best Practice.

Die meisten Produkte die wir heute benutzen, haben die Gene des „Scientific Management“ in sich, ohne das wir es bemerkenswert fänden. Insgesamt kann man in den Industrienationen eine mehr oder weniger ausbalanciertes Verhältnis zwischen sozialen Errungenschaften und wirtschaftlichen Interessen beobachten.

Können wir nun etwas lernen vom Scientific Management aus dem Jahre 1910? Das haben wir längst! Ich halte es aber für sehr Wahrscheinlich das in 100 Jahren keiner mehr von Enterprise Architecture Management spricht, weil es Teil des Genoms unsere digitalen Welt sein wird. Die Grundsätze des Scientific Management von Ist, Soll, Vorgaben, Analyse, Ausbildung und Best Practice werden in ihren digitalen Enkeln fortleben, ohne das wir es bemerkenswert fänden.

Wer mehr über Enterprise Architecture wissen möchte, finder hier eine Einführung.

Quellen:

https://en.wikipedia.org/wiki/The_Principles_of_Scientific_Management