Modellieren mit ArchiMate (Teil 1)

Von Joost Bleijenberg – The Unit Company
(Übersetzung von René Hamacher)

Im ersten Teil dieser ArchiMate-Reihe werden wir uns mit der Visualisierung beschäftigen und wie ArchiMate Ihnen helfen kann Einblick in den Unternehmenswandel zu gewinnen.

Diese Einsicht hilft bei der Entscheidungsfindung im Hinblick auf diese Veränderungen.

Visualisierung ist ein wirksames Mittel um Veränderungen aufzuzeigen und zu managen. Dies ist besonders wichtig für die beteiligten Akteure, um sicherzustellen, dass ihre Interessen in der Veränderung berücksichtigt werden.

Stakeholder (Interessenträger)

Jeder Stakeholder betrachtet die Veränderung auf seine Weise und interessiert sich meist nur für bestimmte Aspekte der Planung.

Es gibt viele Visualisierungsmöglichkeiten. Denken Sie an Comics, Infografiken usw. ArchiMate ist einer davon. ArchiMate ist eine visuelle Sprache, die den Business- und IT-Architekten in die Lage versetzt die Änderung transparent zu machen.

WARUM ARCHIMATE?

Der Vorteil von ArchiMate ist, dass es eine standardisierte Modellierungs-Sprache ist. Dahinter steht die Open Group. Ein Hersteller- und Technologie-Neutrales Konsortium aus über 500 namhaften Unternehmen. Die Open Group steht ebenfall hinter dem Framework TOGAF. Die Standardisierung für zu einer Harmonisierung der Art und Weise, wie in der IT-Industrie modelliert wird. Dies ist vergleichbar mit Prozessen in anderen Bereichen, welche am Ende zu einheitlichen Standards führte. Ein Beispiel ist die Notenschrift, wie wir sie heute kennen. Diese Notenschrift wird von allen verstanden und einmal gelernt, kann sie gelesen werden auch wenn die Quellen sehr unterschiedlich sind.

ArchiMate ermöglicht es, nicht nur die Geschäftsseite (Prozesse, Services, Personen, welche Geschäftsaktivitäten ausführen), sondern auch die IT, d.h. die Anwendungen und die Infrastruktur, zu modellieren. Mit der neuesten Version von ArchiMate ist es sogar möglich, Produktionsunternehmen und logistische Abläufe zu modellieren (Stichwort: Industrie 4.0).

Die Stärke von ArchiMate liegt auch darin, dass man nicht nur die Struktur, d.h. die Kohärenz zeigen kann, sondern auch, wie Informationen z.B. einen Prozess durchlaufen oder wie ein Prozess Informationen in Anwendungen speichert. Kurzum, alle Arten von dynamischem Verhalten.

Bei nicht trivialen Änderungen im Unternehmen, werden wahrscheinlich verschiedene Domänen betroffen sein: Geschäftsprozesse, Anwendung und die Infrastruktur. Deshalb gibt es in ArchiMate genau diese drei Ebenen, in denen Sie die Business-, Application- und Technology-Architekturen modellieren können.

WIE KANN ICH DIESE VERÄNDERUNGEN VISUELL ERKENNEN?

Es ist sehr sinnvoll in der „Sprache“ des Stakeholders zu sprechen und ihm das zu zeigen, was ihn auch tatsächlich interessiert. So sind Netzwerk- und Server-Beschreibungen, meist für den CFO nur von geringem Interesse und führen sogar zu einer ablehnenden Haltung, wenn er damit konfrontiert wird („viel zu kompliziert“, „ich weiß nicht was die da treiben“).

Werfen wir einen Blick auf ein Beispiel. Dazu schauen wir uns die Prozesse in Starbucks näher an. Wir wollen visualisieren, wie der Prozess bei einer Kaffeebestellung funktioniert. Später, in dieser kleinen Serie von Artikeln, werden wir diesen Prozess verändern.

Stellen Sie sich vor, Annabel ist eine Kundin und besucht Starbucks. Sie kommt herein, der Service-Mitarbeiter begrüßt sie, sie bestellt einen Kaffee. Nach der Bezahlung holt sie ihren Kaffee an der Ausgabe ab.  Die Mitarbeiter nutzen das Kassensystem zur Bestellung und Bezahlung. Diese Prozessschritte, die Beteiligten und die IT-Komponenten können visualisiert werden. Wir können das in einem freien, nicht standardisierten, Stil machen. Das könnten dann so aussehen:

Wenn wir es in ArchiMate visualisieren, könnte es so aussehen:

Hier sehen wir die Akteure und Prozesse. Die Akteure führen die Prozessschritte aus. Durch diese Beschreibung sehen wir mehr Details als im freien Stil. Hier sehen wir unter anderem, dass der Auftraggeber bestimmte Schritte im Prozess durchführt und der Barista andere Schritte unternimmt. Wir sehen auch, dass der Kunde (Annabel) der Initiator der Prozessreihe ist.

Später in der Serie werden wir diesen Teil des Prozesses oder der Geschäftsarchitektur auch in Bezug auf die Nutzung von Anwendungen, wie dem Kassensystem betrachten.

Dies zeigt dann wie die Informationen sowohl von Prozessen als auch von Anwendungen verwendet werden. Mit anderen Worten, die Modellierung der Kohärenz.

Die Symbole (Elements) sowie die Pfeile (Relationships) die wir in ArchiMate verwenden sind standardisiert und somit für jeden, der die Sprache kennt, sofort lesbar.


Ein Business Actor ist eine Person oder eine Organisationseinheit, welche ein sogenannten Geschäftsverhalten ausübt.

 


Dies ist ein Geschäftsprozess. Ein Geschäftsprozess stellt eine Abfolge von Geschäftsverhalten dar, die ein bestimmtes Ergebnis, wie z.B. ein definiertes Set von Produkten oder Dienstleistungen, erzielt.


Assignment Relationship: Drückt die Zuordnung von Verantwortung, Verhalten oder Ausführung aus.


Triggering Relationship: Beschreibt eine zeitliche oder kausale Beziehung zwischen Elementen.


In diesem Beispiel zeigen wir, wie ein einfacher Geschäftsprozess standardisiert modelliert werden kann.

 

ZUSAMMENFASSUNG

ArchiMate ist eine grafische Modellierungssprache. Sie stellt einen herstellerunabhängigen Standard zur Verfügung.  Sind die Elemente und Relationen einmal gelernt können die Modelle, unabhängig von der Quelle, von jedem gelesen werden.

Wir können sowohl die Geschäftsseite (Prozesse, Services, Personen, Abteilungen) als auch die Applikations-/Infrastrukturseite (IT) beschreiben, um Kohärenz zu zeigen und Entscheidungen über Veränderungen zu treffen.

Im nächsten Teil dieser Serie werden wir uns ansehen, wie Starbucks nach einer Self Service Lösung sucht und welche Auswirkungen diese auf die Struktur des Unternehmens (Business-Architektur) hat.

 

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