Das Architecture Charter

Wofür braucht man es und was sollte drin stehen?

Das Architecture Charter ist weniger bekannt als das Project Charter, erfüllt aber einen sehr ähnlichen Zweck. Es begründet den Aufbau, und definiert wichtige Ecksteine, der Enterprise Architecture (EA) Organization im Unternehmen. Es ist notwendig damit Schlüssel-Akteuren frühzeitig der Durchführung und den Ergebnissen der Maßnahme zustimmen können. Des Weiteren hilft es dabei ein gemeinsames Verständnis zu schaffen und falschen Erwartungen vorzubeugen.

Inhalt des Architecture Charters

TOGAF® kennt zwar das Architecture Charter, gibt aber nicht viele Unterstützung beim konkreten Inhalt. Einzig zum Thema Leistungsmessung der Architektur Funktion gibt es ein paar Sätze im Abschnitt über das Architecture Repository (Part V). Die folgende Struktur bildet den Querschnitt aus Publikationen zum Thema und meinen eigenen Erfahrungen.

  • Übersicht
    • Mandat und Motivation für Aus-/Aufbau der EA-Organisation
    • Welche Unternehmensziele werden dabei, wie unterstützt
    • Die wichtigsten Anforderungen an die EA
    • Zusammenfassende Erklärungen zum nachfolgenden Inhalt
  • Umfang (Scope)
    • Welche Teile des Unternehmens bilden die Enterprise
    • Die wichtigsten Stakeholder-Gruppen und deren grundlegende Aufgaben
    • Die wichtigsten Anwendungs- und Infrastruktur-Elemente (Software / Hardware)
    • Roadmap bei stufenweiser Einführung/Ausbau.
  • Steuerung (Governance)
    • Organisations-Struktur
    • Übersicht der Akteure, Prozesse, Funktionen
    • Architecture Board – Zusammensetzung und Verantwortungsbereich
    • Ziele und Metriken (Key Performance Indicators)
  • Referenzen
    • Verweis auf Kommunikationsplan
    • Verweis auf Detail-Planung (ADD, ARS, I&M Plan)

Tipps zur Erstellung

Bei allen nicht-trivialen Maßnahmen zum Aus-/Aufbau der EA-Organisation, empfiehlt TOGAF® die Durchführung eines ADM-Cycles. Dadurch wird folgendes gewährleistet:

  • Stakeholder sind identifiziert und einbezogen.
  • Chancen und Risiken der Änderung sind bewertet und managed.
  • Definition und Abstimmung von Anforderungen für
    • Akteure, Funktionen und Prozesse
    • Datenhaltung, Werkzeuge und Schnittstellen
    • Infrastruktur
  • Anschaffungen, Implementierungen und Aus-/Weiterbildung wird koordiniert.
  • Gewährleistung der Fitness und Begleitung der Evolution der EA-Organisation.
  • Vollständigkeit der wichtigsten Dokumentationen

Das Architecture Charter übernimmt dabei die Rolle der „Architecture Vision“ aus der Phase A der ADM. Es ist eines der ersten Dokumente, dass an die Stakeholder kommuniziert und genehmigt wird.

Im wesentlichen bleibt das Architecture Charter auf einer strategischen Abstraktionsebene mit großer Übersicht und wenigen Details. Dies unterstützt die gewünschte Langlebigkeit und Stabilität des Architecture Charters. Details sind in den Ausarbeitungsdokumenten, wie dem Architecture Definition Document und dem Implementation and Migration Plan, zu finden. Die Beschreibungen sollten vorwiegend Diagramme, Tabellen und Listen sowie kurze, erklärende Texte beinhalten.

Quellen:

Communities

Die Gemeinschaft der Menschen besteht nicht von Natur, sondern um des Zuträglichen und des Bedürfnisses Willen. – Epikur von Samos (341 – 271 v. Chr.), griechischer Philosoph

Die Enterprise Architecture ist, wie schon erwähnt, eine vergleichsweise neue Disziplin. Um so wichtiger ist es sich zu Orientieren und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Soviel zu den Bedürfnissen der, nennen wir sie mal Konsumenten, in den Communities. Was ist den Autoren der Communities zuträglich? Nun, zum einen ist es der Wunsch sich mit anderen Auszutauschen und nützliche eigene Erkenntnisse zu teilen, zum anderen ist eine Community auch eine Platform für die Eigen- oder Produktdarstellung. Nicht zuletzt können Communities auch eine Rolle spielen als Job-Portal.

Ich werde im folgenden einige Communities aus dem Bereich der Enterprise Architecture vorstellen.

Association of Enterprise Architects

Die Ziele der AEA sind für das einzelne Mitglied die Beschäftigungsmöglichkeiten und Marktwert zu erhöhen sowie den gesamtem Berufsstand der Enterprise Architekten zu profilieren.

Die Mitgliedschaft ist, für nach TOGAF zertifizierte Architekten, zunächst kostenfrei und beträgt später 75$ pro Jahr.

Geboten werden das „Journal of EA“, regelmäßige Webinare zu spannenden Themen, wie zum Beispiel Innovations Management, sowie die Mitarbeit in verschiedene Foren und Interessengruppen. Im Karriere-Bereich kann man sein Profil mit anderen teilen oder nach möglichen Mitarbeitern suchen.

Die AEA ist global ausgerichtet, es gibt aber auch regionale Gruppen, sogenannte Chapter. Leider gibt es zur Zeit keine deutsche Sektion. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Hier der Link: https://www.globalaea.org/

The Open Group

Die Open Group ist eine globales, herstellerunabhängiges Konsortium und bietet Mitgliedschaft auf verschiedenen Ebenen an. Zum einen für natürliche Personen (Professionals) als auch für Unternehmen (Member Organisation).

Ziel der Open Group ist die Unterstützung der Mitglieder bei der Erreichung ihrer Unternehmensziele mit Hilfe von Vorgehens- und Technology-Standards, welche gleichzeitig die Best-Practice formulieren.

Momentan hat die Open Group über 580 Mitglieds-Organisationen aus unterschiedlichsten Bereichen, wie Tool-Hersteller, Entwickler von System-Lösungen, Behörden und  Unternehmen, sowie Forschung und Bildung. Namhafte Mitglieder sind: Fujitsu, IBM, Oracle Corporation, Accenture, Boing, US Ministry of Defense, Apple, Deloitte Consulting, Munich Re (Münchner Rück), Red Hat, Software AG, Carnegie Mellon University – Software Engineering Institute, uvm.

Als Mitglied ist es möglich sich an der Weiterentwicklung der OG-Frameworks, wie TOGAF® und ArchiMate® zu beteiligen. Dies geschieht in sogenannten Foren meist über Collaboration Tools aber auch bei den weltweit stattfindende Treffen und Kongressen in persona.

Ähnlich wie die AEA gibt es für individuelle Mitglieder die Möglichkeit ein Job-Profil zu hinterlegen und sich an den Diskussionen in den verschiedenen Foren zu beteiligen.

Hier der Link: http://www.opengroup.org/

LinkedIn

Innerhalb des sozialen Netzwerks LinkedIn gibt es einige Gruppen, die sich mit dem Thema der Enterprise Architecture befassen. Die Größte davon ist die Gruppe „The Enterprise Architecture Network“ mit momentan über 160.000 Mitgliedern. Die Mitgliedschaft bei LinkedIn sowie die Freigabe des Gruppenverantwortlichen sind Voraussetzung für die Teilnahme an dieser Community. In der Gruppe befinden sich nicht nur Enterprise Architekten, sondern einen Vielzahl von Personen unterschiedlicher Rollen, wie CIO, CTO, IT-Strategen, Business-, Anwendungs- und Technolgie-Architekten, sowie Corporate- und IT-Governance.

Ebenfalls mit EA befasst sich das Enterprise Architecture Forum. Hier geht es vor allem um Vorgehensmodelle, also die Best Practice. Überschneidungen mit der EA Network Gruppe gibt es, allerdings Bedarf es für die Mitgliedschaft im EA Forum keine Freigabe des Gruppenverantwortlichen. In LinkedIn gibt es aber noch weitere Gruppen zu spannenden Themen wie TOGAF® und ArchiMate@. Die Gruppen bieten jeweils ein Forum zum Austausch und zum Fragen stellen.

Gruppe „The Enterprise Architecture Network“: https://www.linkedin.com/groups/36781/profile

Gruppe „Enterprise Architecture Forum“: https://www.linkedin.com/groups/36248

Gruppe „TOGAF®“: https://www.linkedin.com/groups/60545

Gruppe „ArchiMate®“: https://www.linkedin.com/groups/50758

Deutsche EA-Communities in Meetup

Meetup ist ein Social-Networking-Service, der für die Organisation und/oder Teilnahme an Gruppentreffen im realen Leben (IRL) gedacht ist.

Auch im Umfeld der EA werden regelmäßige, meist monatliche, Treffen organisiert. So gibt es derzeit Gruppen in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln und Stuttgart, welche sich mit Themen der EA, Microservice Architekturen und Domain Driven Development (DDD) beschäftigen.

Hier der Link: https://www.meetup.com/de-DE/topics/entarchitecture/